Mehr Eulen-Power für die Zukunft
Wie aula fliegen gelernt hat
und warum Paula unersetzlich ist

Das Jahresende steht vor der Tür. Es ist die Zeit der Jahresrückblicke, der vielen Klassenarbeiten und des ersten Schnees. Während sich viele Tiere bereits in den Winterschlaf verabschiedet haben, bleiben die Eulen das ganze Jahr aktiv — so auch das aula Team.
Du hast dich schon immer gefragt, warum unser Logo eine Eule zeigt und sie immer wieder auftaucht? Wir freuen uns, sie dir heute vorzustellen. Unsere Eule heißt Paula!
Seit über 10 Jahren begleitet Paula unsere beiden Gründerinnen. Glaubt uns, sie hat in dieser Zeit mehrfach ihr Aussehen verändert. Gemeinsam mit dem aula Team fliegt Paula verschiedene Schulen an und ermöglicht Schüler*innen Mitbestimmung. Was Paula schon alles erlebt hat?
Darüber haben wir mit den beiden Gründerinnen Marina Weisband und Alexa Schaegner gesprochen,die ‘Paula’ sozusagen das Fliegen beigebracht haben. Sie sind mit ihr zusammen gewachsen und konnten Erfahrungen sammeln, um zu wissen, was es braucht, um weiter mit so viel Energie neue Schulen anfliegen zu können.
Was hat eine Eule mit Demokratiebildung zu tun?
Alexa Schaegner: Ich mag das Bild der Eule. Sie sind klug, wachsam, sie können den Kopf in alle Richtungen drehen. Sie können sogar im Dunkeln noch klarsehen. Und irgendwie sind sie auch ein bisschen schräg und lustig. Außerdem, wenn Eulen in Gruppen zusammenkommen, nennt man das „Eulen-Parlament“- Kein Witz.
Marina Weisband: Die Eule als Tier Athens ist seit Altertum ein Symbol der Weisheit und auch der klassischen Demokratie. Sie wird auch oft als Lehrer dargestellt, da ist die Verbindung zur Schule. Soweit die offizielle Variante. Heimlicher echter Grund: Eulen sind cool.
Wie hat Paula das Fliegen gelernt und es geschafft, an inzwischen schon über 50 Schulen zu landen?
Alexa: Paula ist vor etwas über 10 Jahren bei uns im Team geboren – aus der Überzeugung heraus, dass Schülerinnen mehr Mitbestimmung brauchen, und dass Schulen dafür gute, praxistaugliche Werkzeuge brauchen. Fliegen gelernt hat sie durch mutige, engagierte Lehrkräfte, Schulleitungen und Schülerinnen, die nicht nur gesagt haben „Demokratie ist wichtig“, sondern bereit waren, sie wirklich auszuprobieren. Und irgendwann war Paula einfach so oft unterwegs, dass sie sich ihren Weg fast automatisch an die nächste Schule gebahnt hat.
Marina: Sie hat zuerst in die Tiefe gearbeitet und dann in die Breite. Zuerst haben wir jahrelang mit wenigen Schulen geschaut, ob und wie das Konzept gut funktioniert. Und jetzt schicken wir lauter Eulen (lacht und meint Botschafter*innen) in alle Himmelsrichtungen aus, die immer mehr Schulen onboarden können.
Welche Situationen und Momente geben euch und Paula die Kraft, trotz Gegenwind, weiterzufliegen?
Alexa: Es sind diese kleinen Momente. Wenn ein Schüler sagt: „Ich wusste gar nicht, dass ich wirklich etwas verändern kann.“ Wenn eine Lehrkraft nach einem anstrengenden Tag meint: „Okay, das war jetzt Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“ Und auch das Feedback aus Schulen, die mit aula schon große Fortschritte gemacht haben, das trägt uns und macht Mut!
Marina: Paula ist gern unter Schüler*innen. Egal wie ätzend die umgebenden Umstände sind, die Kreativität und das Verantwortungsbewusstsein junger Leute flashen uns immer wieder. Wir wissen, dass es richtig ist, was wir tun.
Was braucht Paula, damit sie weiter und schneller fliegen kann?
Alexa: Ganz ehrlich: Zeit, Ressourcen und Menschen, die an sie glauben. Wir sind ein kleines Team, aber wir arbeiten mit einer großen Leidenschaft. Wenn Paula noch weiter fliegen soll – und schneller, dann braucht es mehr stabile Förderung, mehr Partner*innen, die Demokratie nicht nur als Schlagwort, sondern als Aufgabe verstehen. Und natürlich Schulen, die sagen: „Wir trauen uns.“
Marina: Paula braucht Verbündete. Leute, die an echte Beteiligung glauben. Seien es Schulleitungen, Botschafterinnen, Spenderinnen, engagierte Lehrkräfte und Schüler*innen. Jeder kann etwas beitragen.
Warum brauchen wir insgesamt mehr Eulen-Power?
Alexa: Weil Demokratie nicht von allein stabil bleibt. Wir brauchen mehr junge Menschen, die sich zutrauen, Verantwortung zu übernehmen, Fragen zu stellen, die in den Schulen und auch in unserer Gesellschaft oft untergehen. Fridays for Future ist dabei nur ein Beispiel, das bis heute unfassbar inspirierend ist. Mehr Eulen-Power heißt: Bedingungen schaffen für Neugier, Haltung, Selbstwirksamkeit – davon können wir im Moment wirklich nicht genug haben.
Marina: Autoritäre Kräfte haben sehr viel Power und Geld. Wir haben uns und die Überzeugung, dass die Gesellschaft nunmal alle braucht. Darum brauchen wir Beteiligung. „Du wirst gebraucht!“ ist die stärkere Geschichte als „Die da oben sind schuld.”
Mehr Eulen-Power, das brauchen wir jetzt! Damit Paula, unsere Eulen und das ganze aula Team weiter fliegen kann –für mehr Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit in der Schule.
Bildung braucht Zeit, Ressourcen und mutige, engagierte Menschen, die Veränderungen vorantreiben. Und Bildung braucht Unterstützung – mit Deiner Spende förderst Du die Befähigung junger Menschen zu mehr Selbstwirksamkeit.
Mehr Eulen-Power – und zwar jetzt!
Damit Paula, unsere Eulen und das ganze aula Team weiterfliegen können, brauchen wir Deine Unterstützung. Jede Spende hilft uns, junge Menschen in Schulen zu befähigen, Mitbestimmung zu erleben und Selbstwirksamkeit zu entwickeln.
Bildung braucht Zeit, Ressourcen und mutige Menschen, die Veränderungen vorantreiben. In diesem Jahr konnten wir dank Unterstützer**innen so viel schaffen*– mit Deiner Spende können wir noch mehr erreichen.
Du machst den Unterschied!
Spende jetzt und ermögliche, dass Paula und das aula Team weiterhin neue Schulen anfliegen – für mehr Mitbestimmung, Engagement und Selbstwirksamkeit:
➡️ Hier spenden: aula.de/spende
Blick ins Schulklo
Blick ins Schulklo – Welttoiletten Tag 2025
Fakten zum gar nicht so stillen Örtchen: Wusstest du, dass 60% der Schulleitungen angeben, dass die Sanitären Anlagen nicht vollständig funktionsfähige sind? Das 50% der Schüler*innen das Gefühl haben, dass sich nicht gut um das Schulklo gekümmert wird und dass das Schulklo die Durschnittsnote 4,4 bekommen würde? Das hat 2022/23 die Studie „Toilette macht Schule“ veröffentlicht und wir sehen – viel hat sich seitdem nicht geändert.
Wir haben uns umgehört und Stimmen aus der Schule gesammelt. Mit dabei Luisa E.Galli. und ein Beitrag aus einer aula-Schule. Die Schüler*innen haben sich das Schulklo auf die Agenda gesetzt! Doch schaut selbst:
© FWU Institut für Film und Bild, 2025 und den Schnitt Videodreh & Schnitt Martin Viktor-Nudow.

Stimme aus der Schule
Luisa E. Galli ist 18 Jahre und hat schon öfter öffentlich auf Bühnen über die Schultoilette gesprochen. Sie setzt sich neben der Schule für mehr Selbstwirksamkeit im Schulkontext und politische Beteiligungsmöglichkeiten ein. Sowie eine Videobotschaft
Wir haben Luisa gefragt:
Für welches Thema bzw. welche Themen setzt du dich im schulischen Kontext ein – und seit wann?
Ich setze mich seit Jahren dafür ein, dass Schüler:innen im System Schule ernster genommen werden und nicht nur als Empfänger von Entscheidungen auftreten. Ausschlaggebend für diese Haltung war meine Schulsprecher:inwahl, die ich mit 13 Jahren gewonnen habe. Ich konnte in meiner Amtszeit einige Projekte anstoßen, aber ich habe mich trotzdem oft machtlos gefühlt. Ein Thema, das mir in der Zeit aber immer wieder aufgefallen ist, waren die vernachlässigten Schulklos. Nicht nur an meiner Schule, sondern überall. 2024 habe ich diese Erkenntnis zum ersten Mal öffentlich thematisiert beim Reeperbahn Festival mit meinem Talk „Warum Schulklos politisch sind“. Ich war mit 16 Jahren die jüngste Speakerin dort, der Raum war voll, und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, einen Punkt getroffen zu haben, der viele junge Menschen bewegt, aber nie laut ausgesprochen wird. Seitdem werde ich oft zu Beteiligungsformaten eingeladen, um genau darüber zu sprechen.
Was ist aktuell auf der Schultoilette los?
Die Schultoilette wirkt auf den ersten Blick wie ein unscheinbarer Ort, aber sie zeigt ziemlich genau, wie es einigen Lernenden dort geht. Viele Toiletten sind schmutzig und einfach kein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Dazu kommen oft Sticker mit politischen Forderungen. Für mich war also schnell klar, dass das kein reiner Vandalismus, sondern ein Ausdruck von Machtlosigkeit ist. Davon, dass Schulklos politisch sind. Ich war darüber nie wütend, sondern eher empathisch. Denn bis jetzt existieren kaum Wohlfühlräume oder Beteiligungsformate in Schulen, die nicht durchgehend von Lehrkräften kontrolliert werden. Die Toiletten spiegeln also, wie wenig Mitgestaltung im restlichen Schulalltag möglich ist.
Welche konkreten Maßnahmen braucht es deiner Meinung nach jetzt?
Ich wünsche mir zuerst, dass wir ehrlich darüber reden, warum Schulklos so aussehen, wie sie aussehen. Nicht im Sinne von „Wer ist wieder Schuld an dem Dreck?“, sondern eher: „Was müsste aus eurer Sicht anders laufen, damit ihr euch an der Schule gehört fühlt?“. Viele junge Menschen wissen nicht, dass sie ein Recht auf Beteiligung haben, deshalb versuche ich in meiner Arbeit genau dafür zu sensibilisieren.
In der Praxis heißt das Recht für mich, dass Schüler:innen mitentscheiden dürfen, wie die Toiletten bei ihnen aussehen sollen. Das klingt vielleicht banal und das kann ich verstehen. Wirklich. Der entscheidende Punkt ist aber, dass jede Mitgestaltung die eigene Haltung verändert. Denn wer selbst mitgestaltet, übernimmt automatisch mehr Verantwortung. Ich spreche oft mit Lernenden und Lehrenden an Schulen, bei denen die Klos ein zentraler Störfaktor waren. Dann gab es aber eine Zusammenarbeit aller Beteiligten auf Augenhöhe und ohne Bestrafungen. Als Konsequenz verschwanden viele Symptome wie beschmierte Türen oder kaputte Spender von allein, weil die Ursache, also das Gefühl von Machtlosigkeit, nicht mehr im gleichen Ausmaß da war. Ich wünsche mir für die Zukunft ein inklusive Schulsystem, dass junge Menschen nicht als Störfaktor sieht, sondern einfach als Menschen, die Teil der Schule sind. Genauso wie alle anderen.
Die Schultoilette ist der erste (halb-) öffentliche Ort, an dem junge Menschen lernen ohne Aufsicht mit Gemeingut umzugehen. Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass die Toilette ein Ruhe-oder Rückzugsraum ist. Besonders wenn es vielleicht in der Schule keinen solchen Raum gibt. Natürlich wird dann daraus auch ein Ort, an dem Frust abgelassen wird. Dies hat auch weiter Folgen. Ist die Toilette aufgrund von Vandalismus nicht mehr zugänglich oder verdreckt, hat das auch Folgen für die Gesundheit, die von Konzentartionsstörungen bis hin zu Blasenentzündungen und Infektionskrankehiten gehen können. Für Menstruierende kann ein fehlender hygienischer Ort zum kümmern um die Periode auch schwere Folgen haben.
Danke, Luisa! Für dein Engagement und deine Zeit uns diese Frage zu beantworten. 💚🦉
Das Schulklo ist kein unpolitischer Ort. Wenn Schüler*innen mitreden und mitgestalten, verändert sich nicht nur der Raum – es entstehen Antworten auf Probleme, die lange übersehen wurden.
Bildung braucht Fragen. Und Menschen wie dich, die Antworten möglich machen.
Deine Spende stärkt Projekte, in denen junge Menschen ihre Schule verbessern – vom Schulklo bis hin zu Schulentwicklung auf großer Ebene.
Mach den Unterschied. Spende jetzt.
👉 aula.de/spenden
Rund ums Schulklo:
- https://germantoilet.org/de/schulen/toiletten-machen-schule-studie/
- https://www.gew-berlin.de/aktuelles/detailseite/periode-als-klassenfrage
- https://www.germantoilet.org/de/fortbildung/grundlagenkurse-wash/seminar-wash-in-schulen-und-institutionen-ablaufplan/
- https://www.ellas-welt.org
- https://media.germantoilet.org/pages/schulen/toiletten-machen-schule-studie/2242471965-1692953784/tms_studie_2022-2023.pdf
Mit besten Dank an das Medieninstitut der Länder FWU. FWU Institut für Film und Bild www.fwu.de und die Bereitstellung des Video-Materials aus: Politische Partzipation, © FWU Institut für Film und Bild, 2025 und den Schnitt Videodreh & Schnitt Martin Viktor-Nudow.
Wenn Schüler*innen gestalten: ein Weg zu Motivation und Resilienz
Wir, das sind Alexa Schaegner und Marina Weisband, die Gründerinnen von aula. Wir haben keine Lust mehr, dass das Thema Bildung auf der Stelle tritt, deshalb haben wir vor über 10 Jahren aula gegründet. Unser innovatives und digital gestütztes Beteiligungskonzept, das Schüler*innen Selbstwirksamkeitserfahrungen im Alltag ermöglicht und sie befähigt, zu Gestalter*innen ihrer Welt zu werden. Unserer Welt.
aula, das Beteiligungskonzept beruht auf drei Säulen:
- dem aula-Vertrag, der als Selbstverpflichtung der Schule den Rahmen der Beteiligung setzt
- unserer Online-Plattform, die somit allen Schüler*innen Beteiligung ermöglicht
- didaktischen Materialien für die ‘aula-Zeit’, in der über den Prozess auf der Plattform, aber auch über Themen rund um Partizipation und Teilhabe gesprochen werden kann.
Wir bei aula sind davon überzeugt, dass eine Schule einen offenen und mutigen Raum für Bildung eröffnet, wenn sie sich auf den Weg macht, ihre eigenen Partizipationsstrukturen zu reflektieren, sich im Rahmen des aula-Vertrags bereit erklärt, entwickelte Ideen zu realisieren und sichtbar zu machen, sich Zeit nimmt, diesen Prozess zu begleiten, und den Schüler*innen den Raum gibt, sich mit ihren Ideen auseinanderzusetzen.
In Bildung steckt der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft und somit auch für die Demokratie, eine nachhaltige Entwicklung, gesellschaftliche Teilhabe und die mentale Gesundheit – neben den klassischen Kompetenzen.
Studien zeigen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an Burnout und Depression leiden. Die Anzahl hat sich von 2009 zu 2019 verdoppelt. Aus Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen, haben wir selbst erfahren, dass sie zum Beispiel wegen Prüfungsangst nicht schlafen können. Der Spaß am Lernen wird überschattet durch Druck und Angst.
Alexa Schaegner: „Wenn Kinder unter ständigem Druck stehen, verlieren sie nicht nur die Freude am Lernen, sondern auch das Vertrauen in sich selbst. Wir sehen jeden Tag, wie eng mentale Gesundheit und das Gefühl von Selbstwirksamkeit miteinander verknüpft sind. Kinder müssen erleben dürfen, dass ihre Stimme etwas bewirken kann – das ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung dafür, gesund aufzuwachsen.”
Schüler*innen signalisieren uns in der Zusammenarbeit bei Workshops, dass sie lernen wollen. Aber nicht umsonst! Viele Kinder bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil der Lernort Schule es nicht schafft, ihre Neugierde und Motivation zu wecken. Dabei sind Kinder doch von Prinzip aus neugierig.
Unsere eigene über 10-jährige Projekterfahrung und weitere Studien zeigen: Kinder, die regelmäßig mitgestalten, sind motivierter, resistenter und psychisch stabiler.
Marina Weisband: „Selbstwirksamkeit reduziert Stress und stärkt Resilienz. Kinder, die erleben, dass ihre Stimme zählt, wachsen über sich hinaus. Denn du bist hier nicht nur da, um Erwartungen zu erfüllen, sondern du bist Gestalter*in.“
Wenn wir doch wissen, dass Kinder über Beteiligung Selbstwirksamkeit erfahren können, müssen wir ihnen doch genau diesen Raum systematisch ermöglichen. Denn die Schule sollte uns nicht mehr unserer Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit berauben. Mit Aula bekommen Schüler*innen echten Mitgestaltungsspielraum: Sie entwickeln Ideen, stimmen darüber ab und setzen ihre Projekte um.
Bildung braucht Resilienz und mutige Menschen, die bereit sind für Veränderung. Bildung braucht Unterstützung – mit Deiner Spende unterstützt Du die Befähigung junger Menschen zu mehr Selbstwirksamkeit.
Junge Menschen wollen mitgestalten – geben wir ihnen den Raum dazu. Mit deiner Unterstützung wachsen Selbstvertrauen, Resilienz und Demokratie.
➡️ Jetzt spenden: aula.de/spende
➡️ aula an deiner Schule? Hier gehts zum Kontakt
x
8. November 2025
Schule im gewohnten Takt
Routine, Stundenplan, feste Abläufe –
und ein Blick auf Jannis’ Erfahrung mit aula
Wenn Schülerinnen morgens die Schule betreten, wissen sie ziemlich genau, was sie erwartet. Klar, denn schließlich ist alles vorgegeben und schon immer in seinen festen Strukturen – der Stundenplan steht, die Pausenzeiten läuten zum Gewohnten Moment und die Fächer und ihre Inhalte sind gesetzt. “So war das halt schon immer”, betitelt es manch einer. Diese Erfahrung hat auch Jannis gemacht. Er war bis vor kurzem Schüler an einer aula Schule und ist heute Praktikant bei uns im aula Team.
Vom Mitreden zum Mitgestalten
Jannis gibt uns heute einen Einblick aus seiner Zeit als aula Schüler. Denn er durfte erleben, dass es auch anders geht – und wie das oft bemühte ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ hinterfragt und verändert wurde. Unser Ziel bei aula ist es, dass die Belange von Schülerinnen durch aula sichtbar, aber vor allem auch gehört und verbessert werden. Das Schüler*innen in diesen Prozess auch beteiligt werden und Selbstwirkamkeitserfahrungen machen. An der Schule von Jannis ist das durch die Anschaffung von Menstruationsprodukten auf den FLINTA Toiletten passiert. Doch das ging nicht von heute auf Morgen, auch wenn der Bedarf sichtbar vorhanden war.
Vor der Einführung brauchte es vor allem eine Mehrheit für die Idee und so manche nicht betroffenen Mitschüler*innen mussten erst einmal überzeugt werden. Das bedeutete viele persönliche Gespräche, Klassendiskussionen, Plakate, Aufrufen in Chatgruppen und auf Social Media. Heute weiß Jannis, dass es später funktioniert hat, auch wenn er zwischendurch nicht sicher war, ob die Idee nicht vielleicht auch scheitern könnte. Es war ein langwieriger Weg bis aus dieser scheinbar wilden Idee Realität wurde. Doch der Einsatz hat sich gelohnt.
Was es braucht, damit gute Ideen Realität werden
“Für die Umsetzung brauchte es neben der Überzeugungsarbeit auch viele praktische Überlegungen im Vorfeld. Wer bezahlt eigentlich die Periodenprodukte, wer füllt sie nach und wer besorgt sie? Wie entwickeln wir dafür einen Workflow? All diese Gedanken mussten wir uns als Schülerinnen vorher bewusst machen und versuchen zu beantworten, bevor Menstruationsprodukte kostenlos bei uns an der Schule eingeführt werden konnten."
Jannis hat in diesen Prozess selbst erlebt: Demokratie ist Arbeit und seine wilde Idee zu verteidigen, kann auch mühevollsein. Gerade in der Diskussion Phase wurde einerseits sichtbar, dass einiges an Energie gegeben werden muss um ans Ziel zu kommen, aber auch, dass sich der Einsatz lohnt, weil Dinge wirklich verbessert wurden. Für Jannis steht aula für: Wandel beginnt bei mir selbst. Veränderungen passieren nicht von allein – sie brauchen Menschen, die sich engagieren und andere mitnehmen.
Demokratie lernen, Zukunft gestalten – auch über die Schulzeit hinaus
👉Wer dieses Demokratieverständis in der Schule verinnerlicht, ist bereit, unsere Gesellschaft und die Zukunft zu gestalten. 🦉💚
Du bist schon lange aus der Schule raus, möchtest aber trotzdem mit dabei unterstützen die Schule als Ort nachhaltig zu verändern?
Dann werde aula-Botschafter*in! Die nächste Ausbildungsrunde startet im September. [Link zur Anmeldung]
Das Deutsche Schulbarometer ist da!
Zum ersten Mal wurden Lehrkräfte gezielt zu Partizipation und Demokratiebildung befragt.
Das Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung ist eine repräsentative Umfrage die seit 2019 jährlich Einblicke in die aktuelle Lage an deutschen Schulen liefert. Für die diesjährige Studie wurden 1.540 Lehrkräfte zu verschiedenen Bereichen ihres Berufsalltags befragt. Neu dabei: Fragen zur Demokratiebildung, zur Mitbestimmung von Schüler*innen – und erstmals auch zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht.
Ein zentrales Ergebnis: Der Lehrkräftemangel bleibt die größte Herausforderung. Und er hat spürbare Folgen – auch für die Demokratiebildung. Wo Zeit und Ressourcen fehlen, bleibt kaum Raum für fächerübergreifende Themen oder neue pädagogische Ansätze.
So zeigt die Befragung etwa, dass sich nur 6 % der Lehrkräfte im Umgang mit KI sicher fühlen. Viele befürchten, dass soziale Kompetenzen auf der Strecke bleiben oder sich Lernprozesse grundlegend verändern. Noch deutlicher werden die Ergebnisse bei der Frage nach Mitbestimmung in der Schule (s. Abb. 2.4): Zwar geben 86 % der Lehrkräfte an, dass Schüler*innen bei der Aufstellung von Klassenregeln mitentscheiden dürfen – doch sobald es um Inhalte des Unterrichts oder schulweite Themen geht, wird die Luft dünn. Nur 10 % der Befragten ermöglichen etwa eine Mitbestimmung bei der Auswahl von Unterrichtsmaterialien, und 59 % schließen Mitsprache in diesem Bereich aus.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit deutlich hinter anderen Ländern. Laut ICCS-Studie berichten 31 % der europäischen Lehrkräfte von mittlerer bis hoher Mitbestimmung durch Schüler*innen – also dreimal so viele wie in Deutschland (Deimel et al., 2024, in: Deutsches Schulbarometer 2025, S.26).
Die Frage nach dem "Wie" - Partizipation als zentraler Aspekt der Demokratiebildung
Es ist Zeit für einen ehrlichen Beteiligungs-Check! Die Befragung spiegelt unsere Erfahrungen aus über zehn Jahren aula-Praxis wieder: Die Möglichkeiten worüber Schüler*innen an ihrer Schule mitbestimmen können, sind sehr begrenzt. Dabei bringen Schüler*innen ein hohes Interesse mit, sich aktiv an der Gestaltung ihrer Schule zu beteiligen. Und viele Lehrkräfte möchten das ermöglichen: Jede*r zweite Befragte formulierte den Wunsch nach Veränderung klar: 54 % der Lehrkräfte wünschen sich mehr Demokratiebildung. Doch sie sehen sich mit strukturellen Hürden konfrontiert. Genannt werden insbesondere der Zeitmangel, Unsicherheiten im Umgang mit dem Neutralitätsgebot sowie fehlendes fachliches und didaktisches Wissen. Es gibt zu viele Unklarheiten, wie weit Beteiligung im Rahmen ihrer Rolle überhaupt gehen darf.
Schulen stehen vor der Aufgabe, junge Menschen auf ein Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Das gelingt nur, wenn demokratisches Handeln nicht theoretisch vermittelt, sondern praktisch erlebbar wird. Teilhabe muss früh erlernt und im Schulalltag aktiv erprobt werden – nicht als Ausnahme, sondern als selbstverständlicher Bestandteil des schulischen Miteinanders. Schulen müssen Räume schaffen, in denen diese Erfahrungen möglich sind – denn fehlende Demokratiebildung betrifft nicht nur die Schule, sondern unsere gesamte Gesellschaft.
Vom Wunsch zur Wirklichkeit: Was es jetzt braucht
Demokratiebildung endet nicht am Rand des Stundenplans, sondern beginnt im gemeinsamen Aushandeln von Regeln, im Mitgestalten von Unterricht und im Ernstnehmen von Schüler*innen-Perspektiven: Damit Demokratiebildung nicht am Stundenplan scheitert, muss sie zur Querschnittsaufgabe werden. Lehrkräfte brauchen dafür passende Materialien, rechtliche Sicherheit und vor allem: eigene Erfahrungen mit Mitbestimmung. Denn wer selbst Teilhabe erlebt hat, kann sie glaubwürdig vermitteln.
Bereits in der Ausbildung sollte Partizipation deshalb eine Rolle spielen – unabhängig vom Fach. Es braucht fächerübergreifende Ansätze, die Teilhabe sichtbar und erlernbar machen. Und: Lehrkräfte selbst sollten in ihrer Ausbildung wie im Berufsalltag mehr Mitsprache erhalten. Denn gelebte Demokratie beginnt bei den Menschen, die sie vermitteln.
Partizipation und Selbstwirksamkeit sind keine netten Extras. Sie sind die Grundlage für demokratisches Verständnis – und damit für eine Gesellschaft, die ihre Zukunft gemeinsam gestalten kann.
Die diesjährige Studie “Das Deutsche Schulbaromenter” der Robert Bosch Stiftung wurde am 25.06.2025 veröffentlicht und entstand in Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Forschungsteam der Universität Heidelberg, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam.
Hier geht's zur ganzen Studie.
Der 1. Mai ist mehr als ein freier Tag - Er ist ein Tag der Solidarität
Während viele sich über ein verlängertes Wochenende freuen, erinnern andere daran, worum es an diesem Tag eigentlich geht: Der 1. Mai ist der internationale Aktionstag der Arbeiter*innenbewegung – ein Tag des Widerstands, der Solidarität und der Frage, wie gerecht unsere Arbeitswelt heute wirklich ist.
In Deutschland wie in vielen anderen Ländern ist dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag. Die Europäische Union verankert Beteiligung in der Arbeitswelt in der Grundrechtecharta – Artikel 27 und 28 garantieren Mitspracherechte für Arbeitnehmer*innen in allen Mitgliedsstaaten. In Ländern wie den USA oder Kanada wird der Tag der Arbeit stattdessen im September gefeiert – doch das Anliegen bleibt dasselbe:
Rechte sichtbar machen, Arbeitsbedingungen verbessern, Mitbestimmung ermöglichen.
Was wurde erreicht? Was steht noch aus?
Ein Blick zurück zeigt: Die Arbeiter*innenbewegung hat vieles erreicht. In Deutschland sichern Gesetze heute Mitbestimmungsrechte: Betriebsräte vertreten die Interessen der Belegschaft, in größeren Unternehmen können Arbeitnehmer*innen über den Aufsichtsrat Einfluss nehmen. Tarifverträge und Gewerkschaften sorgen für kollektive Vereinbarungen bei Löhnen, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen.
Doch gleichzeitig wird deutlich: Diese Strukturen reichen nicht immer aus.
Viele Unternehmen sind weiterhin hierarchisch organisiert, Entscheidungen fallen ohne Rückkopplung zur Belegschaft. Das Streikrecht – eines der wichtigsten demokratischen Mittel – steht nicht allen Beschäftigten zu. Und auch in der öffentlichen Wahrnehmung geraten Mitbestimmung und Gewerkschaften immer wieder unter Druck.
Neue Modelle, alte Fragen
Dabei gibt es längst Ansätze, Arbeit anders zu gestalten. Kollegiale Führung, Soziokratie und Holokratie verteilen Verantwortung neu. Sie setzen auf geteilte Entscheidungsprozesse, auf Teams statt Vorgesetzte, auf Vertrauen statt Kontrolle. In soziokratischen Unternehmen wird im Konsent entschieden: Einwände werden ernst genommen, Lösungen gemeinsam entwickelt. In holokratischen Modellen übernehmen Teams selbstständig Verantwortung – ohne klassische Chef*innenrolle. Diese Ansätze zeigen: Mitbestimmung ist nicht nur ein Recht, sondern ein Prinzip, das man leben kann.
Mitgestalten statt verwalten
Mitbestimmung ist mehr als ein Instrument in Unternehmen – sie ist Ausdruck einer Haltung. Dort, wo Menschen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, entstehen Vertrauen, Verantwortung und Gemeinschaft. Ob im Betrieb, in der Kommune oder im Alltag: Beteiligung stärkt Demokratie, weil sie Menschen befähigt, ihre Umwelt aktiv mitzugestalten. Doch diese Kultur entsteht nicht von selbst. Sie muss gewollt, ermöglicht – und immer wieder eingefordert werden.
Der 1. Mai erinnert uns an historische Kämpfe – und zeigt gleichzeitig, dass der Einsatz für faire Bedingungen und echte Mitbestimmung längst nicht abgeschlossen ist.
Wir feiern alle, die sich heute einsetzen: in Gremien, Gewerkschaften, Teams, Klassenzimmern.
Für mehr Demokratie im Alltag. Für Strukturen, die Menschen mitdenken – nicht übergehen.
Für eine Arbeits- und Lebenswelt, in der Mitbestimmung nicht Ausnahme, sondern Prinzip ist.
Gute Bildung hilft gegen Kinderarbeit
Vor über drei Jahren habe ich angefangen, mich gemeinsam mit meinem Freund gegen Kinderarbeit zu engagieren, er hatte damals eine Unterrichtsstunde zu dem Thema. Als wir daraufhin weiter über Kinderarbeit recherchiert haben, ist uns aufgefallen, wie wenig wir eigentlich über Kinderarbeit gelernt haben und was für ein weitreichendes Problem sie immer noch darstellt. Daraufhin haben wir unter anderem eine Website (www.fightchildlabor.de) gegen Kinderarbeit erstellt und Anfang 2024 auch einen Podcast gegründet. Da NGOs mich schon immer fasziniert haben und Bildung ebenfalls ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit ist, bin ich auf aula gestoßen und freue mich nun hier mein Schülerpraktikum zu absolvieren.
Gastbeitrag von Jonathan
aula ist eine gemeinnützige Organisation für Demokratiebildung an Schulen. Sie kümmert sich um Mitbestimmung für die Schülerinnen und Schüler – denn zur Schule gehen ist in Deutschland selbstverständlich und sogar Pflicht. Doch für manche Kinder auf der Welt sieht das ganz anders aus:
Über 160 Millionen Kinder weltweit verrichten Kinderarbeit. Das ist jedes zehnte Kind der Welt. Als Kinderarbeit werden Arbeiten bezeichnet, für die Kinder entweder zu jung sind oder die gefährlich, ausbeutend oder aus anderen Gründen schädlich für ihre körperliche und seelische Entwicklung sind. Auch Arbeiten, die Kinder vom Schulbesuch abhalten, werden dazugerechnet.
Kinderarbeit ist reeller als man denkt
Kinderarbeit ist auch noch heute ein viel weitreichenderes Problem als viele denken. Für Kinder, die von Kinderarbeit betroffen sind, ist dies oft sehr gefährliche Arbeit. Ihr Alltag ist beispielsweise die Arbeit auf Kakaoplantagen, für 12 Stunden täglich oder in Kleidungsfabriken, umringt von Chemikalien. Von den 160 Millionen arbeitenden Kindern sind fast 80 Millionen, also gut die Hälfte, unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen tätig. Kinderarbeit kann viele verschiedene Formen annehmen, sodass sie in fast allen Branchen wiederzufinden ist. Rund um die Welt arbeiten Kinder in der Landwirtschaft, in Fabriken oder verrichten Hausarbeit. Entgegen vielen Klischees findet Kinderarbeit auch nicht nur in afrikanischen Ländern statt – sie ist das Problem fast aller Länder. Selbst in Industriestaaten wie den USA oder Italien gibt es immer wieder Verletzungen gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz, wenn auch im geringeren Ausmaß.
Wieso arbeiten Kinder?
Umso wichtiger ist es, sich über Kinderarbeit zu informieren und zu wissen, wieso so viele Kinder arbeiten müssen. In den meisten Fällen führt die schlecht bezahlte Arbeit der Eltern Kinder auf die Plantagen und in die Fabriken, um die Familie über Wasser halten zu können. Ohne diese Arbeit könnten viele Familien schlichtweg nicht überleben. Der Besuch der Schule rückt dadurch in den Hintergrund und wird vernachlässigt. Es bildet sich ein Teufelskreis, der die Kinder durch die mangelnde schulische Ausbildung später ebenfalls in die unterbezahlten Arbeitsbereiche lotst, in denen bereits ihre Eltern tätig waren und aus denen sie kaum eine Chance haben auszubrechen. Der Mangel an sozialen Sicherheitssystemen begünstigt diese Umstände, sodass eine Wahrscheinlichkeit besteht, dass auch Ihre Kinder diesen Kreislauf später fortsetzen werden.
Natürlich gibt es aber auch noch andere Ursachen für Kinderarbeit. Diese betreffen zum Beispiel Diskriminierung, beispielsweiser indigener Volksgruppen, denen die Kinder angehören. Denn diese werden in manchen Ländern leider immer noch ungleich gegenüber der Mehrheit behandelt und landen so in den untersten sozialen Schichten. Migration ist ebenfalls ein Grund: viele Kinder kommen teils auch illegal in andere Länder, wo sie dann mangels sozialer Einrichtungen oder Ähnlichem, Geld zum Überleben verdienen müssen. Politische Gegebenheiten sind also auch Ursachen für Kinderarbeit. Das betrifft auch das Bildungssystem, die humanitäre Situation oder die Regierungsform des jeweiligen Landes.
Das EU-Lieferkettengesetz
Die Bekämpfung von Kinderarbeit ist aber nicht einzig und allein Aufgabe der betroffenen Länder – nicht zuletzt durch die Globalisierung sind die Industriestaaten, wie wir in Deutschland, mitverantwortlich an der weltweiten Kinderarbeit. Daher haben auch wir eine Pflicht, weltpolitisch gegen Kinderarbeit vorzugehen. Ein guter Schritt in die richtige Richtung ist das EU-Lieferkettengesetz. Nachdem 2023 bereits das deutsche LKG1 in Kraft getreten ist, zeigte auch die Europäische Union Anfang 2024 Interesse an einem Lieferkettengesetz.
Dies sollte für Sorgfalt und Transparenz in der Lieferkette, also dem gesamten Entstehungsweg eines Produktes, von großen Unternehmen sorgen und so dabei helfen, unter Anderem Kinderarbeit zu minimieren. Nachdem sich die Mitgliedsstaaten bereits im Dezember 2023 mündlich auf einen Gesetzesentwurf geeinigt hatten, machte die ehemalige Regierungspartei FDP im Februar 2024 einen Rückzieher. Begründet wurde dies mit der Notwendigkeit, Arbeitgeber und Wirtschaft zu stärken. Dieser Schritt führte dazu, dass Deutschland den Gesetzesentwurf, nicht mehr unterstützte – mit weitreichenden Folgen: Auch Italien und daraufhin zahlreiche kleinere Länder nahmen Abstand von der Idee eines EU-Lieferkettengesetzes, sodass das Gesetz die Mehrheit von 15 Staaten mit einem Bevölkerungsanteil von 65% verfehlte und scheiterte.
Der Kompromissvorschlag
Der Gesetzesentwurf wurde daraufhin überarbeitet und angepasst, sodass ein Kompromiss zustande kam, der unter Anderem Italien überzeugte und so auch ohne Deutschland eine Mehrheit gefunden werden konnte. Diese Anpassung schwächte das Gesetz ab., beispielsweise gilt das Gesetz nun erst für Unternehmen ab 1000 statt 500 Mitarbeitenden und einem jährlichen Umsatz von 450 statt 150 Millionen Euro. Dennoch ist ein EU-weites Gesetz, welches große Unternehmen zur Sorgfalt in ihrer Lieferkette verpflichtet trotz der notgedrungen Abstriche viel wert. Dass das Gesetz es trotz des starken Gegenwinds durch das EU-Parlament geschafft hat, ist ein großer Erfolg und ein Fortschritt, mit dem selbst Expert*innen nicht gerechnet haben.







