„Ich glaube, ich habe heute mehr gelernt, als wenn ich Unterricht gehabt hätte“
Mittlerweile ist es eine liebgewonnene Tradition, dass das aula-Team einmal im Jahr für ein Barcamp nach Freiburg fährt. Hier treffen wir Schulen aus Baden-Württemberg, die entweder schon mit aula arbeiten oder die sich dafür interessieren, aula anzuwenden. Alle Teilnehmenden haben ein Ziel gemeinsam: Sie möchten die Beteiligung von Schüler*innen an ihren Schulen stärken.
Bei dem Treffen geht es darum, Erfolge zu feiern, sich über Hürden auszutauschen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Beim diesjährigen Barcamp am 7. März 2024 waren wir rund 60 Personen aus zehn Schulen, davon etwa zwei Drittel Schüler*innen. Das Besondere daran ist, dass so verschiedenste Perspektiven und Erfahrungen zusammenkommen, von denen alle profitieren können, die dabei sind. Alle tauschen sich auf Augenhöhe aus, Lehrkräfte werden geduzt und das Fazit einer Schülerin spricht für sich: „Ich glaube, ich habe heute mehr gelernt, als wenn ich den ganzen Tag Unterricht gehabt hätte“
Das Team rund um Dejan Mihajlovic und David Pomp vom ZSL Baden-Württemberg richtet das Barcamp gemeinsam mit uns aus. Dejan und David sind erfahrene Barcamp-Experten und nicht nur ein Garant für eine super Organisation, sondern auch für tanzbare Playlists in den Pausen, leckere Snacks und vor allem gute Laune.
aula zeigt, was Schüler*innen bewegt
Beim aula-Barcamp 2024 lag viel Entschlossenheit in der Luft. Den Teilnehmenden liegt es am Herzen, die Beteiligungskultur an ihren Schulen zu fördern. Sie sind überzeugt, mit aula ein Werkzeug gefunden haben, das ihnen dabei hilft. Sie sehen, wie viel Aufwind aula vielen Jugendlichen gibt, die eine Möglichkeit gefunden haben, ihre Interessen auf die Agenda der Schulgemeinschaft zu setzen. Vor allem die Transparenz, die aula ermöglicht, begeistert viele. Die Jugendlichen sehen ein riesiges Potenzial darin, durch aula Ideen mit der gesamten Schulgemeinschaft umzusetzen – und nicht nur im kleinen SV-Kreis zu verhandeln.
Plötzlich wissen Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und Schulleiter*innen, was die Jugendlichen bewegt, welche Veränderungen sie sich wünschen. Das liegt vor allem daran, dass aula immer zugänglich ist und nicht, wie Versammlungen oder Konferenzen, nur alle paar Wochen oder Monate mit ausgewählten Teilnehmenden stattfindet. Beispiele für Veränderungen, die über aula angestoßen oder abgestimmt wurden, sind folgende: Bereitstellung kostenfreier Periodenartikel auf Toiletten, das Speichern von Klassenarbeiten in digitalen Stundenplänen, die Anschaffung von Spielgeräten für Pausen – und natürlich vieles mehr.
Wird mit aula alles gut?
Bei der Einführung und Betreuung von aula haben einige Schulen an mehreren Stellen mit Widerständen zu kämpfen: Viele erhalten keine oder wenig Unterstützung aus dem Lehrkräftekollegium. Viele wünschen sich mehr Motivation unter Schüler*innen. Beides sind Symptome eines überlasteten Schulsystems. So wurde auch unter den teilnehmenden Jugendlichen deutlich, wie viel Belastung sie im Schulalltag ausgesetzt sind. G8, Abistress, Druck durch Social Media, Mobbing und Ansprüche der Schule und des Elternhauses sind nur einige Schlagworte, die in dem Zusammenhang gefallen sind. Die Lehrkräfte, die sich an ihren Schulen für aula einsetzen, sind manchmal gleichzeitig Mathelehrerin, Projektmanagerin, IT-Kraft, Vertrauenslehrerin und Demokratieberaterin.
Es braucht Zeit, Schüler*innen den Raum für Mitgestaltung anzubieten. Die meisten Jugendlichen sind es nicht gewohnt, im Rahmen der Schule nach ihrer Meinung gefragt zu werden und mitbestimmen zu dürfen. Dass ihre Veränderungswünschen und Ideen eine Bedeutung haben, ist ihnen fremd. Viele gehen davon aus, dass ihre Beiträge sowieso nichts ändern würden. Sie vom Gegenteil zu überzeugen, benötigt Freiräume, Zeit – und manchmal auch Geld. Die Veränderungen, die die Jugendlichen sich wünschen, gibt es nicht immer gratis. Neue Spielgeräte, Periodenartikel, gemütliche Sitzmöglichkeiten im Aufenthaltsraum sind Ideen, die finanziert werden müssen. Das zu organisieren, ist für die Schüler*innen selbst häufig schwierig. Hier bietet es sich an, ein Budget zur Verfügung zu stellen, über das Schüler*innen bestimmen dürfen. Finanzieren lässt sich das beispielsweise durch Spenden lokaler Unternehmen oder öffentliche Fördertöpfe.
Das nächste Barcamp kommt bestimmt
Die Idee, Barcamps mit mehreren Schulen zu veranstalten, die sich alle mit aula und Beteiligung beschäftigen, finden wir von Jahr zu Jahr besser. Wir planen aktuell, ähnliche Formate auch in anderen Regionen umzusetzen, in denen es mehrere aula-Schulen gibt. (Angehende) aula-Schulen, die Interesse an und auch Räumlichkeiten für eine solche Veranstaltung haben, können sich sehr gern bei uns melden!