das Beteiligungsverfahren
Wenn aula an einer Schule eingeführt ist, wie funktioniert das Beteiligungsverfahren konkret
und wie wird es umgesetzt?
Die Verbindlichkeit von aula basiert auf einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Schulkonferenz, alle Ideen mitzutragen, die über aula beschlossen wurden und nicht dem Vertrag widersprechen. Einen solchen Beispielvertrag finden Sie hier. Im Vertrag sind die Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler, aber auch Grenzen der Beteiligung erkläutert.
Schülerinnen und Schüler bekommen ein Benutzerkonto und können sich jederzeit und überall auf die Plattform einloggen.
Sie können dort “wilde Ideen” einstellen, sie im Themenraum bearbeiten und diskutieren. Nach 3 Wochen prüft die Schulleitung, ob eine Idee mit dem Vertrag vereinbar und umsetzbar ist. Dann wird sie abgestimmt. Anschließend wird sie in Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler umgesetzt.
Die einzelnen Phasen des Prozesses sind unten ausführlicher beschrieben.
Die Phasen in einem Beteiligungsprozess

Schülerinnen und Schüler: Alle beteiligten Schülerinnen und Schüler bekommen einen Account. Sie dürfen Ideen einstellen, diskutieren und abstimmen.

Moderatorinnen und Moderatoren: Diese Gruppe besteht aus Lehrerinnen und Lehrern sowie jenen Schülerinnen und Schülern, die gern mehr Verantwortung und administrative Aufgaben übernehmen möchten. Moderatorinnen und Moderatoren können Ideen einstellen und bearbeiten sowie Kommentare/Verbesserungsvorschläge bearbeiten und löschen.

Schulleitung: Die Schulleitung (oder entsprechende Vertretungen) prüft die Ideen auf ihre Umsetzbarkeit gemäß des vorher vereinbarten aula-Vertrags. Mit dem Account der Schulleitung können außerdem auch Ideen eingestellt werden.

Eltern: Eltern erhalten auf Wunsch einen Account mit dem Sie die Ideen und Diskussionen im “Schulraum” sowie dem “Klassenraum” ihres Kindes sehen können.

Der Vertrag: Am Anfang des Projekts muss eine verlässliche Basis geschaffen werden, die allen Beteiligten den Rahmen klar macht, in dem Ideen von Schülerinnen und Schülern sich bewegen können und was die Rechte und Pflichten jeder/s Einzelnen sind. Dies wird mit dem aula-Vertrag geregelt. Im Normalfall handelt es sich bei diesem Vertrag um eine freiwillige Selbstverpflichtung der Schulkonferenz, durch aula beschlossene Ideen mitzutragen.

Alle Schüler*innen können jederzeit Ideen in das System einstellen. Alle Ideen beginnen mit dem Status einer „wilden Idee“. Wilde Ideen sind unsortiert und müssen nicht perfekt ausformuliert sein. Sie können für verschiedene Bereiche gelten, nämlich klassenweit oder schulweit. Wilde Ideen können von anderen Schüler*innen Verbesserungsvorschläge erhalten.
Verbesserungsvorschläge können Bitten um Konkretisierung sein („Bitte formuliere genauer, welche Art von Fest du möchtest? Sollen Eltern auch kommen? Soll das voll groß sein oder eher so in der Klasse?“), sie können Konsequenzen aufzeigen („Bitte schreib mit rein, was das kosten wird und woher du das Geld nehmen willst.“), sie können aber auch einfach Ergänzungen zur Idee sein („Auf dem Fest soll es auch Kuchenverkauf geben!“).
Jeder Verbesserungsvorschlag kann mit einem Herz von allen Schüler*innen bewertet werden. Dadurch sieht der/die Autor*in der Idee, welche Vorschläge gut ankommen und der Idee vermutlich mehr Stimmen geben werden. Die Verbesserungsvorschläge können in den Text eingearbeitet werden.
An dieser Stelle können Ideen auch verschiedenen, voreingestellten Kategorien zugeordnet werden, beispielsweise „Klassenräume“, „Pausenhof“, „Zeitplanung“ usw.
Nicht alle Ideen werden für sinnvoll gehalten. „Quatsch-Ideen“ werden herausgefiltert, indem jede Wilde Idee „in den Themenraum“ gebracht werden muss. Dies geschieht durch einen einfachen Klick von Moderator*innen. Um in die nächste Phase zu kommen, muss eine Wilde Idee von einem bestimmten Anteil der Schüler*innen unterstützt werden. Solange das nicht passiert, verbleibt die Idee eine wilde Idee. Dies ist die erste Hürde, die eine Idee zu nehmen hat.
Eine Idee kommt nicht von allein in den Themenraum. Ein*e Moderator*in muss für sie erst ein Thema anlegen. Themen sind Sammlungen von Ideen, die sich alle um denselben Gegenstand drehen und darum gleichzeitig abgestimmt werden müssen (Beispielsweise: „Was machen wir mit dieser 3000€-Spende?“ oder „Sommerfest“). Ideen innerhalb eines Themas widersprechen sich manchmal, andere ergänzen sich. Sie sind aber in jedem Fall voneinander abhängig. Wenn eine wilde Idee die Mindestanzahl an Schüler*innen erreicht hat, die sie unterstützen wollen, haben Moderator*innen die Möglichkeit, ein Thema für sie zu erstellen. Ist ein Thema erstellt, können dem Thema auch andere, verwandte Ideen hinzugefügt werden. In der Ausarbeitungsphase sind also Themen, die mehrere Ideen enthalten können. Auch in dieser Phase können Ideen weiterhin Verbesserungsvorschläge bekommen.
Ansonsten sollte die Ausarbeitungsphase möglichst intensiv offline passieren. Ungefähr einmal in der Woche sollte es Sitzungen in den Klassen geben, in denen Ideen vorgestellt werden oder doppelte sowie sich widersprechende Ideen gefunden werden. Es können in dieser Zeit Kampagnen für einzelne Ideen angestoßen werden, Plakate gebastelt oder Kosten bestimmter Vorhaben berechnet werden. Lehrkräfte sollten hier für eventuelle Hilfe zur Verfügung stehen. Aber auch unabhängig von diesen Sitzungen können sich Schüler*innen in dieser Phase über ihre Ideen austauschen und sich bei Wunsch zusammen tun. Die Phase ist zeitlich auf zwei Wochen begrenzt, wobei diese Dauer durch Administrator*innen modifizierbar ist. (Mehr zu dieser Stunde und ihrer Durchführung im Leitfaden.)
Moderator*innen können auch ohne eine vorhandene Idee ein neues Thema eröffnen und Ideen dafür sammeln. Darüber können demokratische Prozesse auch von oben angestoßen werden. Dies ist beispielsweise nützlich, wenn Entscheidungen über den Lehrplan oder über gespendetes Geld getroffen werden können.
Nach Ablauf der Ausarbeitungsphase (ein Zeitpunkt, der für jedes Thema individuell ist) wird ein Thema mit all seinen Ideen in ihrem letzten Zustand eingefroren und kommt zur Prüfung durch die Schulleitung. Diese hat nur die Aufgabe, durch jeweils einen Klick pro Idee zu signalisieren, dass die jeweilige Idee umsetzbar wäre und nicht gegen den Vertrag verstößt. Hier ist keine Präferenz der Schulleitung gefragt, sondern lediglich eine Einschätzung der Umsetzbarkeit. Natürlich kann die Schulleitung hiermit eine beliebige Person beauftragen. Sollte die Schulleitung oder die entsprechende Vertretung eine Idee für nicht umsetzbar halten, gibt es direkt auf der Plattform ein Feld, um die Entscheidung mit ein paar erklärenden Sätzen zu begründen und den Schüler*innen zurück zu melden.
Nutzen dieser Prüfungsphase ist, dass Schüler*innen keine sinnlosen Abstimmungen durchführen, die am Ende nicht umgesetzt werden können oder von der Schulleitung gestoppt werden.
Zur Überprüfung durch die Schulleitung sollten die Ideen also in einem Zustand gelangen, in dem möglichst alle offenen Fragen beantwortet und alle Details der Umsetzung geklärt sind. Eine spätere Änderung der Idee wird nicht mehr möglich sein.
Zur Abstimmung stehen am Ende einzelne Ideen, die zu Themen gebündelt sind. Man kann für oder gegen eine Idee stimmen. Eine Idee gilt als angenommen, wenn sie mindestens eine bestimmte Anzahl positiver Stimmen sammelt (festzulegen durch Administrator*in; beispielsweise 5 bei klassenweiten Abstimmungen). In einem Thema können alle Ideen gleichzeitig angenommen werden. Sind zwei Ideen nicht mit einander vereinbar, wird nur jene umgesetzt, die mehr Stimmen hat. Um diese Ideen zu markieren, können Moderator*innen von Hand eine Idee als „Gewinner“ markieren. Von zwei angenommenen Ideen, die sich widersprechen, wird also die Idee mit mehr positiven Stimmen als „Gewinner“ markiert und als einzige umgesetzt.
Jedes Thema ist für einen festen Zeitraum in der Abstimmungsphase (z.B. 2 Wochen). Im Laufe dieser Zeit können Stimmen gesetzt oder zurück genommen werden, oder anders verteilt werden. Delegationen können sich ändern. Gewertet wird der Stand der Abstimmung am Ende.
Alle Ideen, die in der Abstimmung das Quorum erreicht haben und nicht einer widersprechenden Idee unterlegen sind, werden umgesetzt. Hauptumsetzungsverantwortlich sind dabei die Autor*innen der Idee. Sie können sich bei Klassensprecher*innen, der Schüler*innenvertretung oder den Lehrer*innen Hilfe dabei suchen. Die Umsetzung sollte möglichst von ihnen protokolliert werden. Diese Verantwortlichkeit für die Umsetzung einer Idee darf von Schüler*innen einvernehmlich an jemand anderen delegiert werden.
Im Anschluss an eine umgesetzte Idee folgt ein Reflexionsprozess in der aula-Stunde: Wie war der Entwicklungsprozess der Idee? Was hat geholfen? Was hat aufgehalten? Wie zufrieden sind alle Beteiligten mit der Umsetzung? Was haben die Beteiligten gelernt?

Hört sich spannend an?
Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf. Wir geben gerne eine individuelle Einschätzung, wie unsere aula Plattform bei Ihrem Beteiligungsprozess unterstützen kann.