Blick ins Schulklo – Welttoiletten Tag 2025
Fakten zum gar nicht so stillen Örtchen: Wusstest du, dass 60% der Schulleitungen angeben, dass die Sanitären Anlagen nicht vollständig funktionsfähige sind? Das 50% der Schüler*innen das Gefühl haben, dass sich nicht gut um das Schulklo gekümmert wird und dass das Schulklo die Durschnittsnote 4,4 bekommen würde? Das hat 2022/23 die Studie „Toilette macht Schule“ veröffentlicht und wir sehen – viel hat sich seitdem nicht geändert.
Wir haben uns umgehört und Stimmen aus der Schule gesammelt. Mit dabei Luisa E.Galli. und ein Beitrag aus einer aula-Schule. Die Schüler*innen haben sich das Schulklo auf die Agenda gesetzt! Doch schaut selbst:
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Stimme aus der Schule
Luisa E. Galli ist 18 Jahre und hat schon öfter öffentlich auf Bühnen über die Schultoilette gesprochen. Sie setzt sich neben der Schule für mehr Selbstwirksamkeit im Schulkontext und politische Beteiligungsmöglichkeiten ein. Sowie eine Videobotschaft
Wir haben Luisa gefragt:
Für welches Thema bzw. welche Themen setzt du dich im schulischen Kontext ein – und seit wann?
Ich setze mich seit Jahren dafür ein, dass Schüler:innen im System Schule ernster genommen werden und nicht nur als Empfänger von Entscheidungen auftreten. Ausschlaggebend für diese Haltung war meine Schulsprecher:inwahl, die ich mit 13 Jahren gewonnen habe. Ich konnte in meiner Amtszeit einige Projekte anstoßen, aber ich habe mich trotzdem oft machtlos gefühlt. Ein Thema, das mir in der Zeit aber immer wieder aufgefallen ist, waren die vernachlässigten Schulklos. Nicht nur an meiner Schule, sondern überall. 2024 habe ich diese Erkenntnis zum ersten Mal öffentlich thematisiert beim Reeperbahn Festival mit meinem Talk „Warum Schulklos politisch sind“. Ich war mit 16 Jahren die jüngste Speakerin dort, der Raum war voll, und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, einen Punkt getroffen zu haben, der viele junge Menschen bewegt, aber nie laut ausgesprochen wird. Seitdem werde ich oft zu Beteiligungsformaten eingeladen, um genau darüber zu sprechen.
Was ist aktuell auf der Schultoilette los?
Die Schultoilette wirkt auf den ersten Blick wie ein unscheinbarer Ort, aber sie zeigt ziemlich genau, wie es einigen Lernenden dort geht. Viele Toiletten sind schmutzig und einfach kein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Dazu kommen oft Sticker mit politischen Forderungen. Für mich war also schnell klar, dass das kein reiner Vandalismus, sondern ein Ausdruck von Machtlosigkeit ist. Davon, dass Schulklos politisch sind. Ich war darüber nie wütend, sondern eher empathisch. Denn bis jetzt existieren kaum Wohlfühlräume oder Beteiligungsformate in Schulen, die nicht durchgehend von Lehrkräften kontrolliert werden. Die Toiletten spiegeln also, wie wenig Mitgestaltung im restlichen Schulalltag möglich ist.
Welche konkreten Maßnahmen braucht es deiner Meinung nach jetzt?
Ich wünsche mir zuerst, dass wir ehrlich darüber reden, warum Schulklos so aussehen, wie sie aussehen. Nicht im Sinne von „Wer ist wieder Schuld an dem Dreck?“, sondern eher: „Was müsste aus eurer Sicht anders laufen, damit ihr euch an der Schule gehört fühlt?“. Viele junge Menschen wissen nicht, dass sie ein Recht auf Beteiligung haben, deshalb versuche ich in meiner Arbeit genau dafür zu sensibilisieren.
In der Praxis heißt das Recht für mich, dass Schüler:innen mitentscheiden dürfen, wie die Toiletten bei ihnen aussehen sollen. Das klingt vielleicht banal und das kann ich verstehen. Wirklich. Der entscheidende Punkt ist aber, dass jede Mitgestaltung die eigene Haltung verändert. Denn wer selbst mitgestaltet, übernimmt automatisch mehr Verantwortung. Ich spreche oft mit Lernenden und Lehrenden an Schulen, bei denen die Klos ein zentraler Störfaktor waren. Dann gab es aber eine Zusammenarbeit aller Beteiligten auf Augenhöhe und ohne Bestrafungen. Als Konsequenz verschwanden viele Symptome wie beschmierte Türen oder kaputte Spender von allein, weil die Ursache, also das Gefühl von Machtlosigkeit, nicht mehr im gleichen Ausmaß da war. Ich wünsche mir für die Zukunft ein inklusive Schulsystem, dass junge Menschen nicht als Störfaktor sieht, sondern einfach als Menschen, die Teil der Schule sind. Genauso wie alle anderen.
Die Schultoilette ist der erste (halb-) öffentliche Ort, an dem junge Menschen lernen ohne Aufsicht mit Gemeingut umzugehen. Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass die Toilette ein Ruhe-oder Rückzugsraum ist. Besonders wenn es vielleicht in der Schule keinen solchen Raum gibt. Natürlich wird dann daraus auch ein Ort, an dem Frust abgelassen wird. Dies hat auch weiter Folgen. Ist die Toilette aufgrund von Vandalismus nicht mehr zugänglich oder verdreckt, hat das auch Folgen für die Gesundheit, die von Konzentartionsstörungen bis hin zu Blasenentzündungen und Infektionskrankehiten gehen können. Für Menstruierende kann ein fehlender hygienischer Ort zum kümmern um die Periode auch schwere Folgen haben.
Danke, Luisa! Für dein Engagement und deine Zeit uns diese Frage zu beantworten. 💚🦉
Das Schulklo ist kein unpolitischer Ort. Wenn Schüler*innen mitreden und mitgestalten, verändert sich nicht nur der Raum – es entstehen Antworten auf Probleme, die lange übersehen wurden.
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Rund ums Schulklo:
- https://germantoilet.org/de/schulen/toiletten-machen-schule-studie/
- https://www.gew-berlin.de/aktuelles/detailseite/periode-als-klassenfrage
- https://www.germantoilet.org/de/fortbildung/grundlagenkurse-wash/seminar-wash-in-schulen-und-institutionen-ablaufplan/
- https://www.ellas-welt.org
- https://media.germantoilet.org/pages/schulen/toiletten-machen-schule-studie/2242471965-1692953784/tms_studie_2022-2023.pdf
Mit besten Dank an das Medieninstitut der Länder FWU. FWU Institut für Film und Bild www.fwu.de und die Bereitstellung des Video-Materials aus: Politische Partzipation, © FWU Institut für Film und Bild, 2025 und den Schnitt Videodreh & Schnitt Martin Viktor-Nudow.
Redaktion aula
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