Wie im Parlament: SchülerInnen in Nottuln diskutieren Budgetfragen

aula an einer Schule einzuführen ist an sich schon ein zutiefst politischer, demokratischer Akt. Oft zeigen sich gerade am Ringen um die Grenzen der Beteiligung , die Umsetzungsform und die Rollenverteilungen interessante Fragen und Konflikte, deren Bearbeitung demokratische Kompetenzen der beteiligten Schülerinnen und Schüler schon steigert, bevor irgendeine Onlinebeteiligung stattgefunden hat.

Ein Beispiel dafür ergab sich jüngst am Rupert-Neudeck-Gymnasium Nottuln. Hier sind die Schülerinnen und Schüler in der ausnehmend guten Situation, dass sie einen regelmäßigen und etablierten Schülerhaushalt haben. Schon vor aula konnten sie also jährlich über ein Budget von mehreren Tausend Euro selbst verfügen und demokratisch entscheiden. Normalerweise ist es der Ansatz von aula, solche bereits etablierten Beteiligungsformen in das Konzept einzuarbeiten und mit ihnen zu interagieren. Hier wäre das besonders praktisch, weil der Schülerhaushalt in einer ähnlichen Form abgestimmt wird, wie Ideen per aula (Ideen werden gesammelt, dann veröffentlicht, diskutiert und schließlich abgestimmt). Der nächste Schülerhaushalt wird etwa im November durchgeführt.

Auch für aula haben die Schülerinnen und Schüler in Nottuln mit Hilfe der GLS Treuhand per gemeinschaftscrowd.de ein Budget von insgesamt 3878€ gesammelt, das durch das im Rahmen von aula demokratisch verteilt werden kann. Auch die Abstimmung darüber war etwa für November geplant.
Es läge nun nahe, beispielsweise beide Budgets zusammen zu legen und zusammen auszugeben, da sie demselben Prinzip und derselben Zielsetzung folgen. Allerdings ist das Gymnasium in Nottuln nicht nur die einzige der vier Projektschulen von aula, die bereits über einen Schülerhaushalt verfügt, sondern auch die einzige, in der aula nicht schulweit installiert ist, sondern nur in einzelnen Lerngruppen (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 7).

Nicht alle Lehrerinnen und Lehrer in Nottuln haben Zeit, mit ihren Lerngruppen an aula teilzunehmen, sodass aula als Modellversuch nur in Teilen eingeführt wurde. Das macht ein Zusammenlegen der Prozesse nicht demokratisch, denn nur ein Teil der Schule kann Ideen online per aula diskutieren.

Dieses Problem ist bei einem Treffen der Moderatorinnen und Moderatoren in Nottuln aufgekommen und wurde eifrig diskutiert. Der Prozess des Schülerhaushaltes muss in jedem Fall unberührt bleiben, da es ein etablierter, offener und demokratischer Prozess ist, an dem die ganze Schule teilnehmen kann. Wie aber mit dem aula-Budget verfahren?

Es zeitgleich abzustimmen würde bedeuten, dass die gleiche Idee in beiden Haushalten gewinnen könnte und dann doppelt finanziert wäre. Wie mit dem Geld verfahren, das dann überflüssig ist?

Ein Moderator schlug vor, das aula-Budget durch die sieben Lerngruppen zu teilen und jeder Lerngruppe 554€ zur Verfügung zu stellen. Die sollen in ihren Gruppenräumen bei aula darüber abstimmen, was sie damit machen wollen.
“Aber wie wird sich das auf das Schulklima auswirken?”, fragte ein anderer. Effektiv bedeutet das, dass die Lerngruppen, die mit aula arbeiten, dann mehr Geld haben, als alle anderen. Und das nur, weil ihre Lehrer und Lehrerinnen keine Zeit haben, aula mit ihnen einzuführen, weil sie vielleicht in anderen Feldern engagiert sind. Ist das nicht ungerecht? Sollten die aula-Gruppen das Geld nicht ebenfalls für Dinge ausgeben, die der ganzen Schule zugute kommen?

Die Diskussion dauerte insgesamt eine gute Stunde und wurde auf einem Niveau geführt, das auch einem Landtag gut zu Gesicht stünde. Demokratische Verantwortung und Minderheitenschutz wurden abgewogen, sowie der Umgang mit verschiedenen Töpfen, wie sie auch in realen Bedingungen in der Politik zu finden sind.

Die Moderatorinnen und Moderatoren haben folgendes Vorgehen vorgeschlagen:
Ideen werden jetzt schon in aula gesammelt. Dieser Prozess passiert parallel mit dem Schülerhaushalt. Von den Diskussionen über die einzelnen Ideen können beide Haushalte gemeinsam profitieren. Die Abstimmung in aula darüber, wie das aula-Budget zu verteilen ist, findet allerdings erst NACH dem Abschluss der Abstimmung des Schülerhaushalts statt. Auf diese Weise wird keine Idee doppelt finanziert und aula bietet noch einmal die Chance, auch Ideen umzusetzen, für die der Schülerhaushalt nicht mehr reicht.
Alle Ideen werden in den Schulraum eingestellt. Ob eine Lerngruppe dabei entscheidet, eine Idee einzustellen, dass sie etwas für 554€ für ihren eigenen Klassenraum macht, ist jeder Lerngruppe selbst überlassen. Es muss nur die entsprechende Mehrheit finden.
Ferner sollen auch die Lerngruppen, die nicht bei aula mitmachen, die Möglichkeit bekommen, noch mitzumachen. Falls ihre Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Gründen nicht mitmachen wollen oder können, soll niemand sich dazu gedrängt fühlen. Moderatorinnen und Moderatoren aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften bieten an, in einer großen Pause mit zusätzlichen Lerngruppen an aula zu arbeiten.

Bei der Lösung ging es darum, wie niemand benachteiligt wird, besonders nicht engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die keine Kapazitäten mehr für aula haben. Auch der Schülerhaushalt soll ungestört stattfinden, da er ein gutes Beispiel dafür ist, wie Schülerbeteiligung funktionieren kann. Gleichzeitig sollen die Schülerinnen und Schüler, die fast 4000€ Spenden für das aula-Projekt gesammelt haben, die Gelegenheit haben, dieses Geld in eine bessere Umgebung für sich und ihre MitschülerInnen zu investieren.

Die Debatte, die zur Zeit der Veröffentlichung dieses Artikels noch immer engagiert geführt wird, zeigt, dass die demokratische Kultur am Gymnasium Nottuln lebt und gedeiht. Und dass es nicht fertige, runde Konzepte sind, die politische Kompetenzen am besten ausbilden, sondern gerade unterschiedliche Herangehensweisen, kollidierende Interessen, aufeinander abzustimmende Systeme und zu überwindende Herausforderungen.


Sonne und Wolken über Jena

Die Jenaplan-Schule in der zweitgrößten Stadt Thüringens hat schon auf dem Papier die besten Voraussetzungen für das Projekt aula. Als wir im Schuljahr 2016/17 als Team an die gut ausgestattete Schule im Westen von Jena kamen, waren wir beeindruckt von dem, was wir vorfanden: eine sehr aktive und politisch interessierte Schülerschaft, große Gestaltungsmöglichkeiten und SchülerInnen die bei einer kreativen und freien Entfaltung unterstützt werden. Die ersten Einführungs-Workshops in den Klassen lösten kleine Begeisterungsstürme in uns aus. Unser Input wurde aufgenommen, reflektiert und direkt diskutiert. Schnell formierte sich eine ModeratorInnen-Gruppe, die über den aula-Vertrag sowie die Implementierung im Schulleben verhandelte und erste Pläne schmiedete.

Leider geriet das Projekt in Jena nach den Einführungsworkshops relativ schnell ins Stocken. Woran das lag? Wie in Schulen so üblich, hatte es verschiedene Gründe: Zum einen ebbte die Motivation beim ModeratorInnen-Team etwas ab. Zu wichtig waren Punkte wie Referate, Klausuren, Herbstferien und der ganz normale Schulalltag. Zum anderen vergaßen die ersten SchülerInnen ihre Passwörter (ein schulübergreifendes Problem, was wir auch hier auf dem demokratie.io-Blogbereits thematisierten. Ein weiterer Faktor waren die bereits sehr etablierten demokratischen Beteiligungsstrukturen der aktiven Schülerschaft. Vielen SchülerInnen (und vor allem auch LehrerInnen) wurde nicht klar, welchen Mehrwert aula über ihr bestehendes (funktionierendes) System hinaus bietet. Durch den Unterricht in Stammgruppen und die vielen verschiedenen Projekte (z.B. der „SchülerFAIRma“), war es für aula nicht leicht sich als ergänzendes Projekt zu etablieren.  Auch das Arbeiten mit digitalen Medien war in Jena bisher nicht besonders stark in den Unterricht integriert, wird sogar teilweise eher kritisch gesehen.  Die Organisation der Schülerbeteiligung über eine Online-Plattform wie aula wurde daher insgesamt weniger als Lernprozess und eher als zusätzliche Arbeit wahrgenommen.

Das Crowdfunding als Motivationsschub

Im Frühjahr 2017 haben wir als aula-Team für alle vier Pilotschulen ein Crowdfunding auf gemeinschaftscrowd.de gestartet. Als zusätzlichen Motivationsschub wollten wir den SchülerInnen damit eine Möglichkeit geben, eigene Ideen in die Tat umzusetzen und gleichzeitig nicht an eine Finanzierung denken zu müssen bzw. eine Teilfinanzierung bereits sicher zu haben. Die Jenaplan-Schule erreichte das Crowdfundingziel von 1.500€ bereits nach wenigen Wochen (zum Crowdfunding-Video von Jena geht es hier). Zwar sprach sich bei den Schülerinnen und Schülern schnell herum, dass sie Geld zur freien Verfügung bekommen sollten, aber nicht, inwiefern das nun mit aula gemacht werden sollte und wie die nächsten Schritte waren. Daher verpuffte der gewünschte Effekt relativ schnell wieder.

Neues Schuljahr, neues Glück?

Im neuen Schuljahr fand sich eine neue ModeratorInnen-Gruppe zusammen,  ein Team aus SchülerInnen, was gleichzeitig Herzstück sowie Motor für aula an der Schule ist. Mit Maxim (11. Klasse) fanden wir sogar den ersten Schüleradministrator, der – mit dem Vertrauen der Schulleitung – seither aula auch administrativ begleitet und für uns einen außerordentlich guten Ansprechpartner darstellt.
Das neuformierte aula-Team entschied sich für einen „Neustart“ an der Schule. Damit wirklich alle (wieder) Zugang zur Plattform bekommen, entwickelte die ModeratorInnen-Gruppe gemeinsam mit der Schulleitung einen Plan: Am Anfang des Schuljahres liefen sie immer montags durch die sogenannten “Morgenkreise” und halfen den SchülerInnen ihre Passwörter zurückzusetzen und sich einzuloggen. Das sollte ebenfalls die SchülerInnen daran erinnern, dass das Projekt aula noch läuft.

Schülerinnen und Schüler bei der aula-Feier im November
Schülerinnen und Schüler bei der aula-Feier im November

Um den erneuten Auftakt von aula feierlich zu zelebrieren, entschied sich das ModeratorInnen-Team am 13. November vergangenen Jahres eine sogenannte „aula-Feier“ zu organisieren. Dafür wurde die schuleigene Turnhalle bestuhlt und die gesamte Schülerschaft (4.-13. Klasse) an einem Montagvormittag zusammen getrommelt. Als weichen Einstieg zeigten die ModeratorInnen den 3sat-Beitrag „Update für die Demokratie“, der sich teilweise mit einer aula-Stunde an der Jenaplan-Schule befasst. Danach konnten SchülerInnen, die eine Idee für das gesammelte Crowdfundinggeld hatten, vor der gesamten Schülerschaft ihre Ideen präsentieren. Von einem schulinternen Pizzadienst bis zu einer Überdachung für den Fahrradständer – die SchülerInnen stellten ihren MitschülerInnen vor, was sie bereits ausgearbeitet hatten und wo sie vielleicht noch Hilfe bräuchten.

Am gleichen Tag gaben wir als Team interessierten LehrerInnen einen aula-Workshop, um ihnen zu zeigen, wie aula in den Unterricht eingebunden werden kann. Die Hoffnung war, dass damit die bisher wenig aktive Lehrerschaft mit ins Projekt geholt wird. Leider tauchten nur wenige LehrerInnen auf und der Workshop glich einem Tropfen auf den heißen Stein.

Bisherige Strukturen als Hindernis für aula?

Die größte Herausforderung für aula in Jena sind ironischerweise die bereits bestehenden demokratischen Strukturen. Im reformpädagogischen Konzept der Jenaplan-Schule sind demokratische Elemente wie Abstimmen bereits verankert. SchülerInnen, Schulleitung und LehrerInnen haben oft ein sehr gutes Verhältnis, weswegen Ideen und Wünsche beispielsweise direkt an die Schulleitung getragen und auch zum Teil auch schnell umgesetzt werden können. Deutlich wurde das zum Beispiel an dem Vorhaben „schulinterner Pizzadienst“. Die Idee dafür kam über aula auf und wurde bei der aula-Feier der kompletten Schülerschaft präsentiert. Da die Idee kostenneutral ist (die Pizza wird von den SchülerInnen selbst finanziert), gab der Schulleiter sein Okay für eine Testphase. Die Idee kam also auf der aula-Plattform auf, wurde dann aber über den “schnellen Dienstweg” – also einem Gespräch mit dem Ideengeber und der Schulleitung – umgesetzt und musste nicht erst die einzelnen Phasen (auf aula) durchlaufen. An dieser Stelle hätte die Schulleitung im Sinne der Integration von aula testweise den vermeintlich “längeren” Weg durch die aula Phasen gehen können. Das Ergebnis beider Wege ist am Ende natürlich das gleiche: die SchülerInnen haben nun einen Pizzadienst. Was wäre also mit aula anders gelaufen? Neben dem Experimentcharakter und dem vielleicht entstandenen Gewöhnungseffekt einer über aula organisierten Entscheidung, hätte es verschiedene weitere Schritte bis zur Entscheidungsfindung gegeben. Die Idee hätte unter Beteiligung weiterer SchülerInnen ausgearbeitet werden müssen, SchülerInnen hätten kritische Fragen zu ihr sammeln müssen, sie hätten Mehrheiten organisieren und dabei teilweise verhandeln müssen. Das alles, didaktisch eingerahmt und begleitet, führt nicht nur zum Ergebnis eines Pizzadienstes, sondern vor allem zum Erwerb von Fertigkeiten in der demokratischen Arbeit mit digitalen Medien. All das fällt auf dem sogenannten “kurzen Dienstweg” weg oder findet in jedem Fall nicht strukturiert und über aula dokumentiert statt.

Einschätzung von außen: Was sagt der Schulverbund “Blick über den Zaun”?

Mitte März besuchte ein Arbeitskreis des Schulverbunds „Blick über den Zaun“ (BüZ) die Jenaplan-Schule um im Auftrag der Schulleitung herauszufinden, warum aula in Jena nicht so richtig Fuß fasst. Wir waren ebenfalls vor Ort, um die Expertise der angereisten Lehrerinnen und Lehrer mitzunehmen. Das Resultat war für uns nicht überraschend. Die BüZ-LehrerInnen sahen neben bestehenden Strukturen keinen wirklichen Bedarf für aula und sogar eine zusätzliche (zeitliche) Hürde, wenn die SchülerInnen ihre Ideen auf die Online-Plattform stellen müssten. Ein Argument, das dann Sinn macht, wenn man nicht den didaktischen Rahmen zum Ausbilden gewisser Kompetenzen als langfristigen Mehrwert in die Betrachtung mit einbezieht. In dem Zusammenhang ist es verständlich, dass eine Veränderung des bisherigen Systems als zusätzliche Arbeit wahrgenommen und die bisherige “funktionierende” Beteiligungsstruktur als ausreichend erachtet wird.

Gleichzeitig – und das ist für uns auch interessant – sah der Arbeitskreis es als Problem an, dass aula keinen festen Platz in der Schulstruktur inne hat. Die BüZ-LehrerInnen sprachen sich dafür aus, dass beispielsweise Großprojekte, die die ganze Schule betreffen (wie den Fahrradständer), über aula diskutiert und abgestimmt werden könnten.

Was wir als Projektteam mitnehmen

Wir wollen mit aula nicht bereits funktionierende Strukturen ersetzen. Für manche Schule ist aula ein komplettes Beteiligungskonzept, für andere eine (digitale bzw. zeitgemäße) Ergänzung, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen soll, ihr eigenes Schulumfeld leichter zu gestalten. Für alle ist es in jedem Fall ein Möglichkeit zum Ausbilden und Vertiefen gewisser Fähigkeiten aus dem medialen und demokratischen Kompetenzspektrum. As Verbindung digitaler und demokratischer Bildung kann aula einerseits eine Heranführung an sinnvolle Nutzung von Onlinemedien sein, andererseits SchülerInnen ermächtigen, auch den Wandel und die Digitalisierung zeitgemäßer Schule mitzugestalten. Für ein erfolgreiches Projekt fehlte in Jena sicherlich der Raum bzw. die Zeit für aula, vielleicht auch in den Unterrichtsstunden. Zeit ist das eine Gut im Lebensraum Schule, das wahrscheinlich niemals genug vorhanden sein wird. Dennoch ist es essentiell, um das Projekt am Laufen zu halten. Um Kompromisse zu finden oder Ideen ausarbeiten zu können, muss diskutiert werden – nicht nur online, sondern besonders im Schulhaus selbst.

Während einige LehrerInnen an anderen Schulen Sorge vor einem Wandel der Schulkultur durch aula haben, durch den SchülerInnen mehr Verantwortung kriegen und schwieriger zu kontrollieren sind, war diese Frage von demokratischer Kultur in Jena kein Problem. Hier haben wir eher versäumt zu betonen, welche Vorteile gerade eine digitale Repräsentation demokratischer Prozesse bringen kann: für das Erlernen von Medienkompetenz, für die zeitgemäße demokratischer Arbeit, für Transparenz und Strukturierung des Prozesses und für die Inklusion von SchülerInnen, die sich lieber schriftlich ausdrücken, als mündlich.

Natürlich ist aula ein Konzept, welches den SchülerInnen Verantwortung beibringt. Dennoch ist es wichtig sie kontinuierlich zu begleiten, zu motivieren und Verantwortung selbst vorzuleben, damit ein solches Vorhaben nachhaltig Erfolg hat. Wir müssen daher versuchen, wirklich alle Beteiligten im Lebensraum Schule mit ins Boot zu holen und sie in ihrem Lernprozess zu unterstützen.

Vier Learnings für uns als Projektteam:

  • Schulen sollten von vornherein mitdenken, an welchen Stellen aula in ihren Schulalltag integriert werden kann
  • Wir müssen klarer herausstellen, was der Mehrwert der Nutzung einer digitalen Plattform zur Beteiligung gegenüber der bisherigen Strukturen mit analogen Abstimmungen ist
  • Wir müssen genauer herausarbeiten, wie Lehrerschaft von aula (in ihrem Unterricht) profitieren kann
  • aula-Material (Plakate, eLearning, Unterrichtseinheiten etc.) erweitern, damit Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler einfacher mit aula arbeiten können

Titelbild: Jena via Pixabay, Geisteskerker, CC0, bearbeitet.

Beitragsbild: Daniel Schumacher CC BY 2.0


Ein Jahr mit aula – Erkenntnisse eines Lehrers

Letztes Schuljahr durfte ich auf einigen Veranstaltungen das aula-Projekt vorstellen und bewerben. Zu dieser Zeit bezog ich mich hauptsächlich auf Konzept und Theorie, weil mir kaum Erfahrungswerte aus der Praxis vorlagen, von denen ich hätte berichten können. Das möchte ich mit ein paar rückblickenden Betrachtungen nachholen, auch weil ich es Leuten versprach, die alles rund um aula über soziale Netzwerke verfolgen.

AULA ≠ SOCIAL MEDIA

Theoretisch ist aula ein soziales Netzwerk. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es hier manche Hürden zu überwinden gilt. Man hat zwar eine eigene Profilseite, kann Beiträge posten, liken und kommentieren. Nur dass…
…die Profilseite keine Rolle spielt.
…es dazu (noch) keine App und Push-Benachrichtigungen gibt.
…es kein offenes soziales Netzwerk ist.
…es vorher nicht Bestandteil des Schüleralltags war und von außen eingeführt wurde (Die Entwicklung einer Plattform mit der jeweiligen Schülerschaft hätte sicher zu mehr Akzeptanz geführt, aber auch den zeitlichen und finanziellen Rahmen des Projekts gesprengt.)

Weil aula nicht allen Mechanismen von sozialen Netzwerken unterliegt, muss man an einigen Stellen mehr Energie investieren. Dass Social Media (gedanklich aus Schülersicht) normalerweise nichts mit Schule zu tun hat, mag auch einen Teil zu der einen oder anderen Startschwierigkeit beigetragen haben. Natürlich stellen weder Attraktivität noch Akzeptanz von Instagram & Co kein realistisches Ziel dar. Dass aula aber mehr als ein Mal die Woche im Schulalltag stattfindet, müsste aber möglich sein. Die Entwicklung einer App für iOS und Android konnte bisher aus Kostengründen leider (noch) nicht umgesetzt werden.

EIN JAHR IST KEIN JAHR

Ein Jahr mit aula war eigentlich gar kein Jahr mit aula. Zu Beginn musste z.B. ein aula-Vertrag ausgearbeitet werden, der erst nach dem Beschluss in der Schulkonferenz (bestehend aus jeweils vier Vertreter_innen der Schülerschaft, des Kollegiums und der Eltern) in Kraft treten konnte. Das war bei uns nicht vor dem 28. November möglich. Somit stand Weihnachten schon vor der Tür und erschwerte einen schwungvollen Einstieg. Aula ist nicht nur ein Projekt, das man nebenher abhandeln kann. Es geht um ein grundlegend verändertes Verständnis von Partizipation. So eine gravierende Veränderung benötigt viel Zeit, Kraft und Kontinuität. Im alltäglichen Schulbetrieb stellt das alle vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen. Deshalb darf aula nicht die Angelegenheit einer Person oder Gruppe sein, sondern sollte von allen Schultern im System Schule getragen werden. Ein ambitioniertes und langfristiges Ziel, würde ich heute sagen. Ob in den monatlichen Schülerratssitzungen, Stufenversammlungen oder in Lehrerkonferenzen sollte aula ein fester Bestandteil sein und immer wieder reflektiert werden. Ein Umdenken kann nur gelingen, wenn die aula-Stunden nicht nur stattfinden, sondern auch gezielt genutzt werden, um Mitbestimmung in all seinen Facetten zu lernen und zu üben. Es genügt nicht, “nur“ partizipative Elemente zur Verfügung zu stellen und darauf zu verweisen.

Über den Autor:

Dejan Mihajlovic

Dejan Mihajlovic ist Lehrer an der Pestalozzi-Realschule Freiburg, die seit dem Schuljahr 2016/17 das Projekt aula für uns testet. Zusätzlich arbeitet er als Fachberater für Schul- und Unterrichtsentwicklung beim Staatlichen Schulamt und als SMV-Beauftragter beim Regierungspräsidium.

Auf seinem Blog mihajlovicfreiburg.com schreibt er außerdem über zeitgemäße Bildung


Ideen für zeitgemäßen Unterricht: Der "Smartphone-Tag" in Freiburg

An einem Dienstag Anfang Juli ist das Smartphone an der Freiburger Realschule interaktives Schulbuch, Kamera, Aufnahmegerät, Taschenrechner, Pulsmesser, Kalorienzähler, WLAN-Router, und vieles mehr. Es inspiriert SchülerInnen und Lehrende zu kollaborativem und kreativem Arbeiten und erweitert (bei stabilem WLAN) das Spektrum der Interaktionen zwischen Lehrenden und SchülerInnen um ein Vielfaches.

Bei der Beobachtung all dieser vielseitigen Möglichkeiten in verschiedener Unterrichtsstunden kommt man nicht an der Frage vorbei: Warum ist eigentlich nicht jeden Tag Smartphone-Tag?

Kollaboratives Arbeiten zwischen allen Beteiligten

Besonders beeindruckend ist, wie sehr der Smartphone-Tag SchülerInnen, Lehrende und externe Menschen dazu animiert hat, zusammenzuarbeiten. Zunächst haben die SchülerInnen die Durchführung dieses Tages selbst beschlossen. Dazu brauchte es im Vorfeld einiges an Abstimmung der SchülerInnen untereinander. Via aula haben sie miteinander und gemeinsam mit Lehrenden diskutiert, ob und wie es Sinn macht, einen solchen Tag durchzuführen. In den 13 Verbesserungsvorschlägen zu der Idee auf der aula-Plattform der Schule, wiesen insbesondere die SchülerInnen darauf hin, dass für einen solchen WLAN-Tag stabiles Internet wichtig ist.

“Das ist eine gute Idee aber, falls es öfters gemacht werden soll sollte die schule aber auch nur dafür gratis “Internet” geben, denn wenn es zb. 2 – 3 in der Woche stattfindet geht ja das Datenvolumen leer oder andere haben zb. gar kein Datenvolumen mehr.”

Die konkrete inhaltliche Ausgestaltung des Tages wurde dann teils kollaborativ im Kollegium, teils in direkter Absprache zwischen LehrerInnen und SchülerInnen geplant. Bemerkenswert war außerdem der Input an weiteren Ideen, der über ein öffentliches Pad zustande kam. Die Bitte um Mitarbeit, die der SMV- Beauftragte und Chemielehrer Dejan Mihajlovic über verschiedene soziale Netzwerke verbreitet hatte, wurde nicht nur vielfach geteilt, sondern brachte auch einige interessante Anregungen hervor.

Schulen brauchen Unterstützung

Schulen brauchen außerdem dringend Unterstützung bei der Nutzung digitaler Technologien im Unterricht, wie Schulleiter Carlos Santos-Nunier im Interview erläutert. Um im täglichen Schulbetrieb gute Unterrichtspraxis sowie die nachhaltige Einführung digitaler Medien zu gewährleisten, sind technische und personelle Ressourcen notwendig. Bei der Aufstockung technischer Ressourcen geht es um WLAN und die technische Ausstattung der SchülerInnen. Die vielen kleinen Behelfskonstruktionen, bestehend aus mobilen Routern, Hotspots und dem Datenvolumen der SchülerInnen können für einen Tag Abhilfe schaffen, sind aber keine Dauerlösung.

Dazu kommt die Frage um Sinn und Unsinn von BYOD. Denn bereits in den wenigen Stunden des Smartphone-Tages werden einige Grundprobleme in der Nutzung von Eigengeräten offensichtlich: Nicht jeder und jede hat ein Smartphone und die vorhandenen Geräte sind unterschiedlich arbeitsfähig.

Social Media im Unterricht: Grenzen durch Gesetze

Eine weitere Diskussion, die im und neben dem Smartphone-Tag immer wieder auftaucht, ist die Frage nach der gesetzlichen Grenze der digitalen Kommunikation zwischen SchülerInnen und LehrerInnen. In Baden Württemberg ist es bereits seit 2013 für Lehrende verboten, mit ihren SchülerInnen über Social Media zu kommunizieren. Gestattet ist die Nutzung lediglich dazu, die Funktionsweise, Vor-, Nachteile und Risiken „pädagogisch aufzuarbeiten“. Auch hier stellt sich die drängende Frage nach Sinn und Nutzen dieser Regelung. Digitale Arbeitsmaterialien und Aufgaben müssen irgendwie bearbeitet und verbreitet werden. Sich in Kommunikation und Datenaustausch nur auf Email und USB-Sticks zu verlassen ist nicht nur unpraktisch sondern
geht völlig an der Lebensrealität von SchülerInnen wie auch immer mehr Lehrenden vorbei.

Das Thema bewegt die Öffentlichkeit

Nicht zuletzt zeigt der Smartphone Tag auch ein wachsendes Interesse der Öffentlichkeit an “Digitale Medien” in der Schule. Neben dem SWR Radio, das bereits zeitnah einen kurzen Beitrag über den Smartphone-Tag veröffentlicht hat, begleitete eine Redakteurin der Badischen Zeitung die Vorgänge des Tages intensiv (Der Bericht wird am 21. 7. veröffentlicht).

Das lässt hoffen, dass auch vermehrt politische EntscheiderInnen erreicht und davon überzeugt werden, Schulen die Ressourcen für einen zeitgemäßen Unterricht bereitzustellen.

Auf dem Gang neben dem “Lozzi-Café” werden Rap Videos gedreht, vor dem Chemie-Raum entsteht eine Snapchat- Story, neben der Sporthalle blitzen die Displays einer Gruppe ungeduldiger SchülerInnen, die endlich loslaufen wollen. Es ist Smartphone-Tag an der Pestalozzi-Realschule Freiburg. Die Idee, einen ganzen Tag lang in jeder Unterrichtsstunde mit dem Smartphone zu arbeiten, wurde von den SchülerInnen mittels “aula” diskutiert und mehrheitlich beschlossen. Das aula-Team war vor Ort, um sich so viele Stunden wie möglich anzuschauen und mit Lehrenden und SchülerInnen über ihre Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen.


aula Crowdfunding gestartet

Worum geht es?  

Schule ist mehr als Mathe und Deutsch. Mit aula könne SchülerInnen eigene Ideen zur Gestaltung ihrer Schule verwirklichen und so demokratische Beteiligung direkt erfahren. Vier mutige Schulen in Hamburg, Jena, Nottuln und Freiburg sind aktuell dabei aula in ihren Schulalltag zu integrieren und dabei wollen wir ihnen helfen! Damit die SchülerInnen den Erfolg einer Idee vom ersten Gedanken bis zur Umsetzung erleben zu können, sollen sie ein eigenes Budget bekommen. Dafür brauchen wir Eure Unterstützung!

Wie funktioniert es?

Auf www.gemeinschaftscrowd.de hat jede Schule ihre eigene Crowdfunding- Seite. Jeder Euro, den Ihr spendet, wird freundlicherweise von der Stiftung GLS Treuhand  bis insgesamt 3000 Euro gematcht, das heißt: verdoppelt. Alles was darüber hinaus durch Euch zusammenkommt ist natürlich ebenfalls sehr willkommen! 100% der gespendeten Summe geht dann direkt an die SchülerInnen der jeweiligen Schule.

Ihr wollt direkt zum Crowdfunding einer Schule? 

Das Crowdfunding der Stadtteilschule am Hafen in Hamburg findet ihr hier.

Das Crowdfunding der Jenaplanschule in Jena findet ihr hier.

Das Crowdfunding des Gymnasiums in Nottuln findet ihr hier

Das Crowdfunding der Pestalozzi-Schule Freiburg findet ihr hier.


Einführung von aula in Nottuln

Tief im Westen,  eine halbe Stunde von Münster entfernt – liegt die Gemeinde Nottuln. Mit gerade einmal 20.000 EinwohnerInnen ist Nottuln unser “ländlichster” aula-Standort. Für uns ist das Gymnasium Nottuln eine Chance  zu testen, ob und wie aula funktioniert, wenn es (zunächst) nur von einem Teil der Schule genutzt wird. Als Motor für die Einführung von des Projekts in Nottuln fungierte der Leistungskurs Sozialwissenschaften und einige weitere Klassen und Kurse.

Das Gymnasium in der westfälischen Gemeinde erinnert mit seinen zahlreichen Pavilions und den dazwischen gelegenen Pausenhöfen an eine amerikanische Highschool. Die SchülerInnen sind politisch sehr aktiv und veranstalten beispielsweise regelmäßig das “Polit-Café“.

Das aula-Projekt startete in Nottuln etwas verspätet im  Oktober mit einem sehr gut besuchten Workshop für ModeratorInnen. Das aula-Team zeigte den SchülerInnen nicht nur die einzelnen Funktionen und künftigen Aufgaben, sondern diskutierte mit den Anwesenden auch über den aula-Vertrag, der zwischen den SchülerInnen, LehrerInnen und der Schulleitung geschlossen wird und die Rahmenbedingungen an der Schule absteckt.

Mitte November gaben Alexa und Daniel an zwei Tagen in mehreren Doppelstunden die Einführungsworkshops für alle Beteiligten. Es gab eine rege Diskussion über Schülermitbestimmung und – nach einer ersten Einführung in die Software – auch die ersten Ideen, wie das Gymnasium Nottuln und die teilnehmenden Kurse verbessert werden könnten.

Gestartet sind wir mit rund 10 Kursen, die aula in ihren Schulalltag integrieren wollten. Bei jedem Besuch wuchs das Interesse und immer mehr SchülerInnen und LehrerInnen schließen sich dem aula Projekt an. Momentan werden die ersten Ideen ausgearbeitet.


Einführung von aula in Freiburg

Im September und Oktober ist das aula Projekt auch an der Pestalozzi-Realschule in Freiburg angelaufen. “All-In” heißt es an unserer südlichsten Pilotschule, denn hier ist die komplette Schule dabei. Von der 5. bis zur 10. Klasse – über 250 Schülerinnen und Schüler nehmen damit in Freiburg am Projekt aula teil. Die aula-Einführung dauerte deshalb in Freiburg etwas länger.

In zahlreichen Workshops über mehrere Tage hinweg besuchten Alexa Schaegner und Daniel Schumacher jede einzelne Klasse. Sie gaben jeweils in einer Doppelstunde am Anfang einen kurzen Einblick in die Theorie. Anhand kleinerer Beispiele und einem Gedankenspiel erörterten Alexa und Daniel die Bedeutung von Demokratie und (Schüler-)Mitbestimmung. Im Mittelpunkt der Einführungsworkshops stand die praktische Arbeit mit der Software. Nachdem sich alle Schülerinnen und Schüler das erste Mal eingeloggt hatten, konnten sie erste Ideen auf der Plattform einstellen.

Die Ideen reichten von einem “Snackautomaten” über einen neuen Fußballplatz bis hin zur Handynutzung im Unterricht. Interessant war die Vielfalt der Ideen und gleichzeitig die Homogenität, die einige Vorschläge von der 5. bis zur 10. Klasse aufweisten. Die Plattform kam bei den Jugendlichen sehr gut an, durch die einfache Handhabung konnten die Schülerinnen und Schüler die meisten Funktionen selbst entdecken.

Nach den Einführungsveranstaltungen arbeiteten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern verschiedene Entwürfe für den aula-Vertrag, welcher die Rahmenbedingungen für das Projekt setzt. Die Schulleitung in Freiburg unter Rektor Carlos Santos-Nunier entschied sich für den am weitesten gefassten Entwurf, sodass die Schülerschaft über viele Dinge auf aula entscheiden kann. Am 29. November startete aula in Freiburg mit einer offiziellen Auftaktveranstaltung. Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schulleitung erhoffen sich einiges vom Projekt. Einige Gedanken formuliert Verbindungslehrer Dejan Mihajlović im Video:

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Wenn ihr mehr zum Start von aula in Freiburg wissen möchtet, könnt ihr auch den Blogpost von Dejan Mihajlović hierlesen.

Photo by Luke Porter on Unsplash


Einführung von aula in Jena

Unterstützt von einigen Lehrern und Lehrerinnen, führten Marina Weisband und Alexa Schaegner die vier „Stammgruppen“ der Klassen 7-9, die beiden 10er Klassen und für die Oberstufe bis Stufe 13 an zwei Tagen in das Projekt ein. In jeweils einer Doppelstunde wurden die Schülerinnen und Schüler zunächst in das Thema Beteiligung und Demokratie eingeführt um dann in der zweiten Stunde direkt ganz praktisch mit der Software arbeiten zu können.

In der ersten Stunde marina-jena-1bekamen die SchülerInnen die Möglichkeit darüber zu sprechen, was an ihrer Schule sie unzufrieden macht und an welche Stelle sie sich aktuell wenden, wenn sie etwas
verändern wollen. Ein erstes Brainstorming brachte eine große Vielfalt an Ideen hervor, die SchülerInnen zur Veränderung ihrer Schule haben. Im Rahmen des „Münzspiels“ wurden die SchülerInnen an flüssige (liquid) Demokratie und die Stimmdelegation heran geführt. Während des Spiels wurden sie dazu animiert über eine fiktive Klassenfahr abzustimmen und zuvor darüber zu entscheiden, ob die eigene Stimme in Form einer Münze selbst eingesetzt oder weitergegeben wird. So wurde das Beteiligungskonzept von aula vorgestellt und anschließende Fragen geklärt.

In der zweiten Stunde durften die Schülerinnen und Schüler sich selbst an den Computer setzen und die Plattform praktisch ausprobieren. Sie bekamen ihre Zugänge und übten anhand mehrere Aufgaben, wie man eigene Ideen einstellt, Verbesserungsvorschläge schreibt, Themen zur Debatte auf den Tisch bringt, die eigene Stimme überträgt und abstimmt.

marina-jena-3Die Reaktion auf das Projekt war seitens der Schüler überwiegend positiv. Beim Brainstorming zu Beginn der Stunde waren die SchülerInnen in einigen Klassen noch zurückhaltend, entwickelten aber sehr schnell immer zahlreichere und immer kreativere Ideen. Wir gehen daher davon aus, dass ein Brainstorming innerhalb der Gruppe helfen kann, Kreativität für Visionen und Veränderungen zu wecken und es sich daher gut als Einstieg in eine solche Stunde eignet.

Das Beteiligungskonzept von aula, sowie das Prinzip der liquiden Demokratie bereitete den Schülern keine Probleme und wurde durch das Münzspiel schnell verstanden und sofort praktisch umgesetzt.

Die Schüler waren insgesamt sehr interessiert und stellen viele konstruktive Fragen, die nicht zuletzt dabei helfen das didaktische Konzept von Aula weiter zu verbessern. So wurden die gewonnen Erkenntnisse bereits in den Unterrichtsleitfaden eingearbeitet und können so bereits die nächsten Workshops bereichern.

Die größten Probleme die während des Workshops auftraten, waren technischer Natur. Gerade jene Klassen, die mit den kürzlich angeschafften Tablets arbeiteten, hatten mit einer langsamen Internetverbindung zu kämpfen.

Wie geht es weiter?

In Jena sind nun alle SchülerInnen der Stufe 7-13  mit einem Zugang zur Plattform und dem nötigen Basiswissen ausgestattet um sie zu benutzen. Auf lange Sicht ist geplant, auch die Stufen 5 und 6 mit in das Projekt einzubeziehen. Die Schulung für sie wird aber durch ältere SchülerInnen durchgeführt. Viele haben sich freiwillig gemeldet, um Teil der Projektgruppe zu sein, die aus LehrerInnen und SchülerInnen besteht und  Moderatoren-Aufgaben übernehmen und Support für MitschülerInnen anbieten wird. Die Projektgruppe wird sich erstmals am 08.09. 2016 zusammenfinden. Dann gibt es in Jena einen Workshop für künftige Moderatorinnen, in dem die Funktionsweise der Software nochmal genau erprobt wird, sodass Hilfestellung geleistet werden kann. Außerdem wird gemeinsam mit der Projektgruppe ein marina-jena-2Entwurf für jenen Vertrag erarbeitet, der regelt, was genau die SchülerInnen entscheiden dürfen und unter welchen Bedingungen. Dieser Vertrag erleichtert allen Beteiligten ihre Arbeit und soll Frust und Konflikte von vorn herein vermeiden. Der Vertrag soll Mitte September der Schulkonferenz vorgelegt werden.

Mit der Zustimmung der Schulkonferenz kann Aula in Jena in die praktische Phase übergehen und mit Ideen befüllt werden.

Am 22. Und 23. August 2016 ist das Aula Projekt an der Jenaplan-Schule Jena offiziell gestartet. Alle SchülerInnen und Schüler ab Stufe 7 konnten sich in einem Workshop mit der dem Projekt und der Software vertraut machen.

Photo by Lukas D. on Unsplash


aula Pilotschulen stehen fest

Die Aula Pilotschulen sind bunt gemischt,  kommen aus verschiedenen Bundesländern, haben unterschiedliche Schulformen und pädagogische Schwerpunkte und stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Die Aula-Pilotschulen im Überblick:

assenstufe 13. Die JPS folgt dem Leitgedanken einer offenen Schule mit Schulstrukturen und Unterrichtsinhalten, die Räume für individuelles und spontanes Lernen ermöglichen. Der Unterricht ist jahrgangsübergreifend, fächerübergreifend und projektorientiert organisiert. Das Konzept der JPS beruht auf den Ideen des Pädagogen Peter Petersen, der bereits 1923 den Jenaplan entwickelte. 1991 wurden seine Ideen für das pädagogische Konzept der JPS wiederentdeckt und weiterentwickelt. 2006 wurde die JPS als erste Schule mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet.

Stadtteilschule am Hafen, Hamburg 

Die Stadtteilschule am Hafen liegt im Zentrum Hamburgs und ist ein lebendiges Beispiel für eine Schule zwischen interkultureller Kompetenz und Herausforderungen. In der Stadtteilschule lernen Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Sprachen gemeinsam. Leistungsschwächere Kinder werden genauso wie Leistungsstärkere gezielt gefördert und gefordert. Die Schulform “Stadtteilschule” ist aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Aufbaugymnasien hervorgegangen. Sie ist eine Alternative zum Gymnasium und bietet alle Schulabschlüsse bis zum Abitur, das identisch mit dem Abschluss am Gymnasium ist. Die Stadtteilschule am Hafen wird Aula zunächst nur für die gymnasiale Oberstufe einsetzen.

Pestalozzi Realschule, Freiburg 

Die Pestalozzi-Schule ist eine familiär geprägte Schule in übersichtlicher Größe, die das Lernen mit Kopf, Herz und Hand lebt.  Als  weiterführende Schule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt (WSB-Schule) legt die Schule besonderen Wert auf die Vermittlung einer gesunden und ausgewogenen Lebensweise. Schüler und Schülerinnen werden in ihrer Eigenverantwortung und Persönlichkeit gefördert und gestärkt. Darüber sind außerschulische Partner wie soziale Einrichtungen und Unternehmen in das Schulleben eingebunden und bereichern das berufsorientierte Lernangebot. Die Pestalozzi Realschule ist außerdem Teil des Netzwerks “Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage” und engagiert sich aktiv für Zivilcourage und gegen Diskriminierung.

Gymnasium Nottuln

Das Gymnasium Nottuln ist ein Gymnasium für die Jahrgänge 5 bis 12 im ländlichen Raum in der Nähe von Münster, NRW. Die Schule legt dabei Wert auf Leistung und individuelle Begabungen, auf Sozialkompetenz sowie auf Effizienz und hohe Qualität, und hat dabei den Wettbewerb und internationale Orientierung im Blick. Neben der Vorbereitung auf ein Hochschulstudium oder eine qualifizierte Berufsausbildung, hat das Gymnasium insbesondere die Entwicklung einer breitgefächerten Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zum “mündigen Menschen” im Fokus. 2008 wurde das Gymnasium Nottuln mit dem Zertifikat “Schule der Zukunft” für mehrere Projekte in puncto nachhaltige Entwicklung, Partizipation, Integration und Vernetzung ausgezeichnet. Am Gymnasium Nottuln wird aula im Gegesatz zu den anderen Schulen nicht verbindlich von allen Klassen, sondern auf freiwilliger Basis von einigen LehrerInnen und ihren Lerngruppen erprobt werden. Auf diese Weise wollen wir testen, wie sich das System dezentral in einen Schulalltag integrieren kann.